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Tee mit Mussolini

Cineastisches Setting


Szene [600] [1000] Als cineastisches Setting soll hier folgende beschreibende Buchpassage dienen:

"Das Florenz, das ich kannte, war im Wesentlichen das unveränderte Florenz des Mittelalters, das sich seinem Ende näherte. Es war eine Stadt, die den schlimmsten Exzessen der Modernisierung standgehalten hatte. Sowohl die Merkmale der mittelalterlichen Stadt als auch die der Verkörperung der glanzvollen Renaissance waren fast vollständig erhalten geblieben. Es gab nur wenige Autos, die Straßen waren nicht verstopft, die Geschäfte waren elegant und die Menschen geschmackvoll und schlicht gekleidet. Der Massentourismus war noch nicht hereingebrochen, und wer dorthin reiste, tat es wegen der Kultur oder um hier zu studieren."

Szene [600] [1000] Auch Figuren tauchten auf, als ob sie nur darauf warteten, dass ihnen ein Dialog in den Mund gelegt würde:

"Ich werde mich immer so an meinen Vater erinnern, wie er damals war, in seinen späten Vierzigern, akkurat in grau gekleidet und mit einer Nelke oder Gardenie im Knopfloch. Er trug immer ein weißes Taschentuch in seiner Westentasche, das nach Eau de Cologne duftete. Er war glattrasiert und sein Schnurrbart gut gestutzt. Ich erinnere mich an seine schönen Zähne, die strahlten, wenn er lächelte - ein Lächeln, von dem ich mir sicher bin, dass die Frauen ihm nicht widerstehen konnten."

Szene [600] [1000] Oder hier die überaus wichtige Figur der Mary O'Neill, die Dame, die ihn regelrecht aufgezogen hat, ihm Englisch beibrachte und in ihm die tiefe Liebe zu Shakespeare erweckte:

"Sie übersetzte Briefe für meinen Vater, und dies führte dazu, dass er für mich drei Mal in der Woche Unterricht bei ihr arrangierte. Sie wohnte in einem dunklen, kleinen Zimmer, das vollgestopft war mit alten Möbeln und Erinnerungsstücken aller Art. Sie sah wunderbar aus, wie von Gainsborough gemalt, und sie muss in ihrer Jugend vermutlich eine atemberaubende Schönheit gewesen sein. Ihr sehr feines Haar, eher aschfarbig als blond, trug sie mit einem Mittelscheitel; sie hatte blassblaue Augen und rosige Wangen. Doch bei aller Zartheit ihrer äußeren Erscheinung war sie eine sehr patente Frau."

Aber es war die immer wiederkehrende Erinnerung an jene besonderen Ladies - von den Florentinern die "Skorpione" genannt - die Zeffirelli glauben machte, es habe etwas wirklich Einmaliges auf die Leinwand zu bringen:

"Die britische Kolonie bestand aus alterslosen Ladies, die sich so kleideten, als habe sich seit der Jahrhundertwende nichts verändert. Ich erinnere mich lebhaft an ihr Eintreffen zu bestimmten Zeiten, besonders zum Tee. Sie kamen zu zweit oder in kleinen Gruppen, strömten die Via Tornabuoni von der Brücke Santa Trinitá herab oder tauchten aus den engen, mittelalterlichen Gassen der Umgebung hervor. Im Frühling und Sommer verursachten sie mit ihren elfenbein- oder fliederfarbenen Spitzenbesätzen auf Sonnenschirmchen und altmodischen Hüten in ihrem Stammlokal, dem Doneys, für regelrechten Aufruhr. Sie waren die Verkörperung von D.H. Lawrences 'Twilight in Italy' ".

So glaubte Zeffirelli nicht nur, er habe dem Publikum etwas Lohnenswertes zu erzählen, sondern war davon überzeugt, er solle diese Möglichkeit nicht ungenutzt vorüberziehen lassen. Zeffirelli selbst meint hierzu:

"Ich fühlte, dass ich diese Geschichte einfach erzählen muss. Nicht nur meine eigene, sondern die Geschichte jener außergewöhnlichen Ladies und wie sie versuchten, dem Wahnsinn des Krieges zu widerstehen, der sich über Europa ausbreitete. Sie konnten einfach nicht einsehen, weshalb Italien und England nicht länger befreundet sein sollten, nur weil ein Haufen von Idioten beschlossen hatte, in den Krieg zu ziehen. Ich hoffe, der Film wirkt erzieherisch auf diejenigen Italiener, die es vorziehen, nicht über die Vergangenheit nachzudenken. Damals waren viele von Mussolinis Charme geblendet. Sie akzeptierten die Umstände einfach und hingen mit offenem Mund an seinen Lippen - ohne auch nur ein Wort von dem zu verstehen, was sich da wirklich abspielte. Außerdem wollte ich aufzeigen, wie historische Begebenheiten das Leben der Menschen verändern können. Meines haben sie mit Sicherheit verändert. In diesem Sinne mache ich hiermit also wohl einen historischen Film."




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