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The Skulls - Alle Macht der Welt
Szene mit Joshua Jackson, Mitte
Die Freimaurer - Vorbild aller Geheimgesellschaften
Die meisten Geheimgesellschaften sind nach dem Muster der Freimaurer
aufgebaut, die ihre größte Wirkungskraft im 18. Jahrhundert
erreichten. 1737 wird in Deutschland die erste Freimaurerloge
gegründet, die Loge d'Hambourg.
Der kuriose Name des Ordens hat seinen Grund: Er geht auf die
freien Maurer des Mittelalters zurück, die auf der Suche
nach Aufträgen von Stadt zu Stadt zogen. Häufig fanden
sie Arbeit bei der Kirche, beim Bau eines neuen Doms etwa. Da
hierfür besondere Qualifikationen nötig waren, bildete
sich aus Gründen der Arbeitsplatzsicherung schon bald eine
Geheimsprache heraus. Die Verbundenheit dieser Steinmetze überdauerte
die Generationen. Als die Tradition der Maurergilden zu verschwinden
drohte, verwandelte sich das Handwerk in die spekulative Maurerei:
Es entstand eine mystische Interpretation des Bauens, eine Geheimwissenschaft
mit esoterischen Ritualen und Lehren.
Der exakte Zeitpunkt dieser Metamorphose war unter Historikern
lange umstritten. Inzwischen gilt es jedoch als sicher, dass
die Gründung der ersten englischen Großloge am 24.
Juni 1717 als der Beginn der spekulativen Freimaurerei zu werten
ist. 1725 gibt es in England bereits 25 Logen, im gleichen Jahr
entsteht in Frankreich der erste Freimaurerverein, zwölf
Jahre später schwappt die Welle nach Deutschland über
und 1742 bekommt auch Wien seinen Orden.
Die Freimaurerei wird zu einer weltumspannenden Bewegung. In
den Mitgliederlisten finden sich berühmte Namen wie Diderot,
Benjamin Franklin, Voltaire, Herder, Klopstock, Matthias Claudius,
Lichtenberg, Lessing und selbst Friedrich II.
Das Credo der Freimaurer ist die Abschaffung aller Grenzen,
der territorialen ebenso wie der religiösen oder ständischen.
Doch neben den Gedanken der Aufklärung flossen auch viele
Ideen ein, die heute esoterisch wirken. So wird viel vom Bau
einer neuen Menschheit gesprochen, Pathos und überladene
Symbolik waren allgegenwärtig. Als äußere Zeichen
ihrer Zusammengehörigkeit tragen die Freimaurer eine eigene
Uniform: um die Hüften einen Schurz, Symbol der Abstammung
von den mittelalterlichen Handwerkern, auf dem Kopf einen Zylinder
als Zeichen des freien Mannes, Handschuhe stehen für Würde
und die Kette um den Hals für die innere Verbundenheit.
Die wichtigsten Symbole sind jedoch "die drei großen
Lichter": Bibel, Zirkel und Winkelmaß. Die Werkzeuge
stehen für das Einschließen in den Kreis der Gesinnungsgenossen
sowie für das ideale Maß des sittlichen Lebens eines
Menschen.
Aufnahmezeremoniell
Während des Aufnahmezeremoniells wird der Aspirant in einen
dunklen Raum geführt, in dem hinter Vorhängen Skelette
auftauchen und unheimliche Stimmen ertönen. Dann muss er
den Oberkörper entblößen zum Beweis, dass er
keine Frau ist (die Freimaurer waren ein reiner Männerverein).
Es folgt die Entledigung von allen Metallgegenständen und
die Verhüllung der Augen. Schließlich geht der Kandidat
zu einer Tür, klopft dreimal dagegen und tritt dann vor
die Loge. Es folgt der Eid, der unter anderem strengste Geheimhaltungspflicht
vorschreibt. Bei Zuwiderhandlung droht "keine geringere
Strafe", als dass "die Kehle durchschnitten, die Zunge
aus der Mundhöhle genommen und das Herz aus der Brust gerissen
wird."
Revolutionärer Club?
Dieser Mystizismus, die geheimnisvolle Aura, die die Freimaurer
umgibt, und die öffentlich bekannte Tatsache, dass viele
Aufklärer den Logen angehören, führt zu der Vermutung,
der Orden sei in Wahrheit ein revolutionärer Klub, gegründet,
um den Staat zu stürzen.
Vorreiter ist die katholische Kirche, die bereits 1738 eine
erste Bannbulle über die Logen verhängt. Sie bleibt
jedoch ohne Wirkung. 1751 erlässt der Papst eine zweite
Bulle, mit denselben Folgen. Daraufhin unterlässt es die
Kirche, direkte Maßnahmen gegen die Freimaurer zu ergreifen,
und zieht es vor, diese mit Hilfe propagandistischer Mittel zu
verleumden.
1764 kommt der Staat der Kirche zu Hilfe. Maria Theresia, Kaiserin
von Österreich, verbietet den Freimaurerorden. Die Logen
sind allerdings schon so fest im Alltagsleben der Monarchie verankert,
dass auch dieses Verbot keine großen Auswirkungen hat.
Zwar werden keine neuen Logen mehr gegründet, die bestehenden
arbeiten jedoch im Untergrund weiter.
Nach dem Amtsantritt Josephs II., der die Logen aufgrund ihres
Männerbundcharakters zwar verachtet, ihre Mitglieder aber
nicht verfolgen lässt, nimmt die Anzahl der Freimaurerklubs
wieder zu. 1795 kommt dann allerdings das endgültige Aus
für die österreichischen Freimaurer. Franz II. verhängt
als Reaktion auf die französische Jakobinerverschwörung
zur Jahreswende 1794/95 die Todesstrafe für alle Mitglieder
von Geheimgesellschaften. Dies führt zur Auflösung
fast aller Freimaurerlogen in Österreich innerhalb kürzester
Zeit.
In Preußen konnte sich der Orden dagegen ungestört
entwickeln - Friedrich II. war selbst Freimaurer. Dennoch haben
die Logen gegen Ende des 18. Jahrhunderts alle politische Bedeutung
verloren. Als symptomatisch für den Absturz kann die Reaktion
von Gotthold Ephraim Lessing gelten, der kurz nach seinem Ordenseintritt
1771 gefragt wurde, ob es denn wahr wäre, dass in den Logen
staats- und religionsfeindliche Parolen im Umkreis wären.
Lessing: "Ha! Ich wollte, ich hätte dergleichen gefunden,
das sollte mir lieber sein."
Die Logen, die anfangs durchaus zur Verbreitung aufklärerischen
Gedankenguts beigetragen hatten, sind gegen Ende des 18. Jh.
zu esoterischen Zirkeln verkommen, die an ihrem eigenen Mythos
stricken.
Bestes Beispiel: der Ordo Templis Orientis (O.T.O.), eine aus
der Freimaurerei hervorgegangene Geheimgesellschaft. Von Carl
August Kellner um 1900 als spiritistische Vereinigung gegründet,
deren Mitglieder durch fernöstliche Meditiationspraktiken
eine höhere Stufe der Weisheit zu erreichen suchten, führte
sein Nachfolger Theodor Reuss den Orden schnell zu handfesteren
Zwecken zu. Der O.T.O. existiert, vor allem in den USA, noch
heute.
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