Brot & Tulpen

Licia Maglietta

Ihre ersten Erfahrungen mit Silvio Soldini machte sie 1997 bei den Dreharbeiten zu dem Film Le Acrobate (Akrobatinnen), auch wenn sie das Kino eigentlich nie so wichtig fand wie die Bühne. Doch die gemeinsame Arbeit mit Soldini bewies auch ihr das Gegenteil. Denn hier konnte sie die "neuen Formen" ausprobieren, nach denen sie mit ihrer Gruppe im Theater immer gesucht hatte. Sie fülle ihre Rolle, schrieb ein Rezensent, mit einer "tiefen, vielsagenden Stille".

Dass sich Soldini für Brot & Tulpen erneut um Licia Maglietta bemühte, ist einsehbar. Rosalba ist anders nicht vorstellbar, Licia Maglietta ist Rosalba: eine Hausfrau mit der Mimik einer Dulderin, deren Gesicht sich auch bei den aufgeregtesten Tiraden ihres Ehemannes Mimmo kaum verändert, und das plötzlich zu glühen beginnt, als sie in einem Venedig ohne Gondolieri und Kanäle ein vollkommen neues Leben entdeckt. Eine Rolle wie die der Rosalba ist eine Rarität im Kino: Die Generation der Eltern wird meist ausgespart, "die Alten" stehen am Rande, sehen höchstens zu, welche Dramen sich die Kinder einfallen lassen. Rosalbas Gesicht trägt Spuren ihres Lebens - und wird erst dadurch so schön. Sie ist erwachsen, aber längst nicht abgeklärt.

Ihre Neugier ist ihr Motor, ihre Lebenslust animiert. Privat hat Licia Maglietta die Erfahrung Rosalbas nur einmal gemacht. Sie war kurz verheiratet, fand aber bald: "Das reicht". Sie löste die Ehe und ist glücklich darüber, dass sie zwei Kinder hat. Außerdem konnte sie seinerzeit so viele Erfahrungen sammeln und Beobachtung machen, dass sie jetzt die Figur der Rosalba zu dem Ereignis machte, das so viele schon feiern konnten: Licia Maglietta wurde für ihre Darstellung mit dem italienischen Filmpreis "David de Donatello", dem italienischen Äquivalent zum "Oscar", und einem "Band in Silber" ausgezeichnet.