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Keiner Weniger

Inhalt


Szene Lehrer Gao unterrichtet an der Shuixian-Dorfschule in der chinesischen Provinz. Um seine schwerkranke Mutter zu pflegen, muss Gao für einen Monat Urlaub nehmen. Bürgermeister Tian besorgt als Aushilfslehrerin die junge Wei Minzhi, die Gao in diesem Monat vertreten soll.

Als Gao erfährt, dass Minzhi nur 13 Jahre alt und unqualifiziert ist, eine Schulklasse zu unterrichten, beschwert er sich beim Bürgermeister. Doch der winkt ab: Niemand sonst würde hier auf dem öden Land unterrichten wollen, das Mädchen könne immerhin auf die Schüler achtgeben, solange der Lehrer fort ist.

Zu Beginn des Schuljahres hat Gao 40 Kinder unterrichtet. Inszwischen sind es nur noch 28, die anderen sind aus Desinteresse oder aus drückender Armut abgegangen, um zu arbeiten. Gao schärft Wei Minzhi ein, ja keine weiteren Schüler zu verlieren, nicht einen einzigen! Wenn ihr das gelingt, erhalte sie zehn Yuan als Belohnung.

Szene Also kontrolliert Minzhi nach Abreise des Lehrers jeden Morgen zu Unterrichtsbeginn genau, ob alle Schüler anwesend sind. Dann schreibt sie eine Lektion aus dem Lehrbuch an die Tafel und überlässt die Kinder im übrigen sich selber - ob sie was lernen oder nicht, kümmert sie offenbar kaum. Während die Schüler ohne Aufsicht im Klassenraum herumalbern oder zanken, sitzt Minzhi vor der Schultür und passt auf, dass keiner entwischt.

Probleme bereitet ihr der elfjährige Zhang Huike, der mit seinem aufmüpfigen Verhalten immer wieder für Verdruss sorgt. Und eines Morgens ist er verschwunden. Minzhi sucht seine Mutter auf und erfährt, dass Huike in die Stadt gefahren ist, um Arbeit zu suchen. Denn der Vater ist früh verstorben, die arme Witwe ist krank und hat Schulden.

Minzhi denkt an die Worte des Lehrers Gao ("Keiner weniger!") und macht sich auf den langen Weg in die grosse Stadt. Sie ist entschlossen, Zhang Huike zu finden, um ihn wieder in die Schulklasse zurückzuführen...


Szene Yimou, Chinas renommiertester Regisseur, drehte Keiner Weniger - Not One Less komplett mit Laiendarstellern, die sich sozusagen selber spielen:

Die dreizehnjährige Wei Minzhi wird von Wei Minzhi, einer dreizehnjährigen Schülerin gespielt. Lehrer Gao wird vom Grundschullehrer Gao Enman verkörpert. Der Bürgermeister Tian ist auch im wirklichen Leben ein Bürgemeister namens Tian, und so weiter.

Jedes Jahr brechen rund eine Million Kinder in China aus Gründen der Armut die Schulausbildung vorzeitig ab.


Details

Szene Zhenningbao, ein kleines Dorf in einer entlegenen Bergregion der chinesischen Provinz Hebei. Bürgermeister Tian eilt mit der dreizehnjährigen Wei Minzhi im Schlepptau zum baufälligen Schulhaus und ruft nach dem Dorflehrer Gao. Der rotbackige Teenager soll den Lehrer für einen Monat vertreten, denn Gao muss seine schwerkranke Mutter aufsuchen.

Gao mustert das minderjährige Mädel skeptisch und befragt es nach der Ausbildung. Mingzhi hat keinen Hauptschulabschluss, kann nur lesen und schreiben. Und sie kann ein patriotisches Lied singen, wenn auch der Text noch nicht so richtig sitzt. Enttäuscht beklagt sich Gao beim Bürgermeister: Die Kleine sei selber noch ein Kind und keinesfalls qualifiziert, Schüler zu unterrichten.

Eine andere Möglichkeit gäbe es aber nicht, entgegnet Bürgermeister Tian ungerührt. Ohne Geld wäre kein geeigneter Aushilfslehrer zu bewegen, in diesem einsamen Provinznest zu unterrichten. Und Geld habe man nicht. Also entweder das Mädchen, oder Lehrer Gao bleibt selber hier und lässt seine Mutter alleine leiden.

Resigniert weist Gao die schüchterne Maid in den Schuldienst ein. Sie soll täglich aus dem zerschlissenen Lehrbuch eine Lektion an die Tafel schreiben, damit die Schüler sie dann in ihre Hefte kopieren. Minzhi dürfe aber keinesfalls mehr als täglich ein Stück Kreide verbrauchen, daher sollten die Worte an der Schultafel nicht grösser als "Eselskothäufchen" sein. Stück für Stück zählt Gao das kostbare Schreibmaterial ab.

Ihr schmales Bett müsse die Aushilfslehrerin mit drei Schülerinnen teilen. Und das wichtigste: Sie solle ja aufpassen, dass keiner der Schüler entwischt. Ihm selber seien schon zwölf Kinder weggelaufen in diesem Schuljahr. Sie hatten keine Lust zu lernen oder waren aus Armut gezwungen, Geld verdienen zu gehen. Zur Zeit kommen noch 28 Schüler zum Unterricht. Wenn er nach einem Monat zurückkehre, dürfe es keiner weniger sein.

Kleinlaut erinnert Minzhi den Lehrer daran, dass ihr 50 Yuan Lohn für ihren Dienst versprochen seien. Da müsse sie sich an den Bürgermeister wenden, meint Gao. Der Bürgermeister hätte ihr aber gesagt, dass sie ihr Geld vom Lehrer bekomme, insistiert Minzhi. Er habe selber seit sechs Monaten keinen Lohn erhalten, erwidert Gao unwirsch, sie solle halt zum Bürgermeister gehen. Aber auch der will kein Geld herausgeben, das sei Sache des Lehrers. Doch Minzhi besteht stur auf ihre Bezahlung, und man einigt sich nach etlichem hin und her, dass sie ihren Lohn nach getaner Arbeit in einem Monat bekommt, zuzüglich 10 Yuan extra, wenn keines der Kinder fehlt.

Minzhi verrichtet ihren Dienst wenig motiviert: Sie schreibt eine Lektion an die Tafel und wacht dann vor der Schultür, damit kein Kind entkommen kann. Die Schüler ihrerseits nehmen die Aushilfslehrkraft nicht ernst, manche von ihnen sind fast ebenso alt wie Minzhi und ebenso wenig gebildet - da kann man keinen Respekt erwarten.

Also werden keine Lektionen kopiert, man verbringt die Zeit stattdessen mit Herumtoben, Geschrei, Zank und Streichen. Pech, wenn dabei auch Kreidestücke vom Pult fallen und zu Staub zertrampelt werden. Minzhi macht kaum Anstalten, für Disziplin zu sorgen. Gelegentlich lässt sie zum Flaggenappell antreten und singt unbeholfen ein Lied vor versammelter Schülerschar. Hauptsache, es läuft ihr niemand weg.

Eines Tages taucht ein Talent-Scout aus der Stadt auf, er will die junge Schülerin Min Xinhong mitnehmen. Das Mädchen kann schnell rennen und soll auf einer Sportschule in der Stadt zur Leichtathletin ausgebildet werden. Minzhi will auf keinen Fall zulassen, dass einer ihrer Schützlinge entführt wird, kurzentschlossen versteckt sie Xinhong. Doch dem Bürgermeister gelingt es, die Auserwählte aufzustöbern und mit dem Auto fortzuschaffen. Minzhi ist völlig fertig: Nun hat sie eine Schülerin weniger, ihre 10 Yuan Prämie kann sie abschreiben. Doch es kommt noch schlimmer.

Beim morgendlichen Aufrufen der Schüler im Klassenzimmer stellt sie entsetzt fest, dass Zhang Huike fehlt, der rebellische Klassen-Kasper. Ein Verhör der Schüler ergibt, dass Huike von der Familie nach Hause gerufen wurde, um arbeiten zu gehen. Schnurstracks macht sich Minzhi auf den Weg, um den Abtrünnigen zurückschaffen. Sie findet Huikes Mutter bettlägerig in einer Lehmhütte und erfährt, dass der Elfjährige in die Stadt zur Arbeit gefahren ist. Sein Vater war früh verstorben, die Witwe ist krank und hoffnungslos verschuldet, da muss der Sohn helfen, den Lebensunterhalt zu bestreiten.

Minzhi lässt sich von der Mutter eine Kontaktadresse von Huike geben, sie ist fest entschlossen, ihren Schüler zu finden. Dabei geht es ihr nun auch gar nicht mehr um die 10 Yuan Prämie, es geht um ihr Verantwortungsgefühl, um ihren Auftrag, Lehrer Gao nach Ablauf eines Monats wieder seine 28 Schüler zu übergeben keinen weniger! Und jetzt hat sie bloss noch 26 Schüler. Xinhong ist von offizieller Stelle abbeordert worden, da kann man wenig machen. Aber Huike muss auf jeden Fall wieder her!

Das Problem ist: Die Stadt liegt weit entfernt im Tal, und Bürgermeister Tian zeigt keine Hilfsbereitschaft. Er will für Minzhi weder ein Auto zur Schülersuche bereitstellen, noch Fahrgeld für den Bus herausrücken. In dieser Notsituation schreiten die Schüler, aufgestachelt von Minzhi, solidarisch zur Selbsthilfe. Sie marschieren zur nahegelegenen Ziegelei zum Geldverdienen.

Da niemand auf dem Gelände ist, fangen die Kinder selbstständig an, Ziegel zu stapeln. Als der Ziegeleibesitzer schliesslich aufkreuzt, ist er zunächst ungehalten, will auf die Lohnforderungen der Kinder nicht eingehen. Dabei macht er nicht ganz zu Unrecht geltend, dass sie ohne seinen Auftrage gehandelt und zudem zahlreiche Ziegel zerbrochen hätten. Doch als Minzhi ihm von ihrer Notlage berichten, lässt er sich erweichen und zahlt die geforderten 15 Yuan. Glücklich stürmen die Schüler zur Busstation, wo sie eine böse Überraschung erleben: Der Fahrschein ist wesentlich teurer als erwartet, das Geld reicht nicht! Enttäuscht und erschöpft trösten sich die Kinder mit Coca Cola - ein für sie ungewohntes, teures Luxusgetränk. Sie geniessen es wie Champagner - ein, zwei Schlückchen für jeden, zwei Dosen für 27 durstige Kehlen.

Am Tag darauf wird in der Dorfschule Mathematik geübt: Wieviel Ziegel muss man schleppen, um das nötige Fahrgeld zu verdienen? Zu viele, ist das Ergebnis nach mühsamer Rechnerei. Was tun? Schwarzfahren! Gesagt, getan. Während die Schüler die Schaffnerin ablenken, schlüpft Minzhi unbemerkt in den Bus. Doch schon nach kurzer Fahrzeit wird der blinde Passagier entdeckt und ausgesetzt. Schade! Schweren Herzens setzt Minzhi ihren Reise auf Schusters Rappen fort. Sie läuft, bis die Abendsonne das Land in goldgelbes Licht taucht und schliesslich untergeht.

Es ist längst dunkel, als sich endlich ein Traktorfahrer erbarmt und den erschöpften Teenager den Rest des Weges in die Stadt mitnimmt.

Im Morgengrauen kommen sie an und das müde Mädchen fragt sich mühsam durch, bis sie Huikes Adresse gefunden hat. Der Junge ist nicht da. Eine Bekannte von ihm erzählt Minzhi, dass Huike gleich nach der Ankunft in der Stadt an der Bushaltestelle verschwunden sei.

Gegen ein Honorar von zwei Yuan erklärt sich die Informantin widerstrebend bereit, Minzhi zur Haltestelle zu führen, um bei der Fahndung nach dem Verschollenen zu helfen. Das Vorhaben erscheint aussichtslos: Am Busbahnhof wimmelt es von Menschen, es ist, als suche man die berühmte Nadel im Heuhaufen. Die beiden Mädchen lassen Huikes Namen über den Bahnhofslautsprecher ausrufen - ohne Erfolg.

Obwohl sie grossen Hunger hat, kauft Minzhi für ihr letztes Kleingeld 100 Bogen Papier, Pinsel und Tinte. Die ganze Nacht verbringt sie damit, Suchanzeigen auf die Blätter zu schreiben, um sie am nächsten Tag an Laternenmasten und Wände zu heften. Das sei Zeitverschwendung, belehrt sie ein Mann, der im Busbahnhof übernachtet. Die Leute hätten keine Lust, auf solche Suchanzeigen zu antworten - zumal diese hier keine Telefonnummer und nicht einmal eine genaue Adresse enthalte. Die einzig reele Chance, den Vermissten zu finden, sei ein Suchaufruf im Fernsehen, denn das gucke die ganze Stadt.

Völlig mittellos und mit knurrendem Magen wandert Minzhi quer durch die Provinzmetropole zum Fernsehsender. Die Frau an der Anmeldung verwehrt ihr den Eintritt, weil sie sich nicht ausweisen kann. Doch die starrsinnige Landpomeranze lässt sich nicht fortjagen, sie nervt solange, bis die Pförtnerin ihr erklärt, sie könne ja am Tor auf den Manager des Senders warten, der würde ihr vielleicht helfen. Erkennen könne sie ihn daran, dass er eine Brille trägt. Also baut sich Minzhi am Eingang zum Sender auf und fragt verbissen jeden Brillenträger - und davon gibt es jede Menge - ob er der Manager hier sei. Den ganzen Tag lang macht sie das, unermüdlich wie Sisyphos, doch den Manager bekommt Minzhi nicht zu fassen. In der Nacht stärkt sich das Mädchen mit gefundenen Essensresten und schläft auf der Strasse.

Der gesuchte Zhang Huike ist derweil orientierungslos und von Hunger gequält durch die Stadt geirrt. Ab und zu erhält er einen Happen von barmherzigen Bürgern, bis er Gelegenheit bekommt, sich seine Mahlzeiten als Geschirrspüler in einem Strassen-Restaurant zu verdienen.

Am nächsten Morgen steht Minzhi wieder am Tor, und endlich wird der Manager des Senders von einem Mitarbeiter auf die Wartende aufmerksam gemacht. Er bestellt sie zu sich und beschliesst, sie in einer Live-Sendung zu präsentieren. Eine adrette Ansagerin stellt das arme Mädchen vor und versucht, es zum Plaudern zu animieren. Zunächst schweigt Minzhi eingeschüchtert, dann bricht sie in Tränen aus und schluchzt in die Kamera: "Huike, warum kommst Du nicht nach Hause, ich mache mir solche Sorgen."

Ihr anrührender Auftritt lässt die Einschaltquoten hochschnellen, auch Huike bekommt die Sendung zu sehen und wird alsbald mit seiner Lehrerin vereint. Zusammen mit einem TV-Team fahren die beiden sichtlich erleichtert zum Heimatdorf zurück, wo dank zahlreicher Spenden von Fernsehzuschauern und zur Freude der Schüler jede Menge farbige Kreide für den Unterricht verteilt wird - sogar ein neues Schulgebäude soll errichtet werden.

Auf die Frage der Fernsehreporterin, was denn die eindrücklichste Erinnerung an seine Odyssee sei, antwortet Huike: "Dass ich um Essen betteln musste. Das werde ich nie vergessen."




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