Ein Freund zum Verlieben
John Schlesinger
Regie
Der britische Oscar-Preisträger und Regie-Veteran John
Schlesinger hat seit Beginn seiner Karriere mit "Asphalt-Cowboy"
oder "Darling" keinen Zweifel daran gelassen,
dass er in jedem Genre zu Hause ist.
So verwundert es nicht, dass er Ein Freund zum Verlieben
als jüngstes Projekt vornehmlich wählte, weil "die
Stärke der Story in den wunderbar divergierenden komödiantischen
wie dramatischen Aspekten liegt. Zu viele Stoffe beschränken
sich auf einen Tonfall. Diese Geschichte aber kombiniert leichten
Humor und echtes Drama, Herz und Härte von Menschen - ganz
so, wie wir es doch eigentlich aus dem echten Leben gewohnt sind".
Weiterhin gibt der Filmemacher zu Protokoll: "Das Script
mochte ich aus dem Bauch heraus, da alle Themen und zwischenmenschlichen
Beziehungen vielversprechend für eine mitreißende
Leinwand-Umsetzung schienen. Denn ohne Frage sind interessante
und auch gern ein bißchen irrsinnige Freundschaften und
Verhältnisse der Figuren zueinander sehr wichtig für
mich - das kann man in jedem Film sehen, den ich bisher gedreht
habe.
Hinzu kam in Ein Freund zum Verlieben die sehr glückliche
Fügung, mit einem äußerst talentierten Ensemble
arbeiten zu dürfen. Amerikaner wie Madonna oder Benjamin
Bratt zusammen mit Briten wie Rupert Everett oder meiner alten
Freundin Lynn Redgrave - ich muß schon sagen, dass dies
eines der besten Casts war, die ich je hatte."
John Schlesinger wurde am 16. Februar 1926 in London geboren
und drehte seinen ersten Amateurfilm in Diensten der Royal Engineers
während des Zweiten Weltkrieges, bevor er nach 1945 zur
Oxford University Dramatic Society ging.
Von 1952 bis 1957 arbeitete Schlesinger in England und Australien
als Schauspieler und nahm fünf Kinofilme und rund zwanzig
Theaterstücke in sein Resümee auf. Dann wurde durch
ein Treffen mit Regisseur Roy Boulting seine erste Liebe für
die Kamera erneut entfacht, so dass er den Dokumentarfilm "Sunday
in the Park" drehte, was wiederum zu verschiedenen
Aufträgen bei der BBC führte.
Einer dieser Jobs war ein Film über einen Tag an der Londoner
Waterloo Station - Schlesinger lieferte "Terminus"
und wurde prompt weltberühmt, denn die Doku-Produktion kam
nicht nur englandweit in die Kinos, sondern erhielt 1961 auch
den Goldenen Löwen von Venedig sowie einen BAFTA.
Von diesem Erfolg motiviert drehte der Regisseur ein Jahr später
mit "A Kind of Loving" und Alan Bates seinen
ersten Spielfilm, der ihm den Goldenen Bären in Berlin einbrachte
und prompt in die vorderste Reihe britischer Filmemacher katapultierte.
Es kamen Hits und Klassiker in Reihe, angefangen mit "Billy
Liar", der Julie Christie in ihrer ersten Hauptrolle
zeigte. Gefolgt von "Darling" sowie "Far
From the Madding Crowd", beide wiederum mit Christie
kongenial und die Sixties filmisch definierend besetzt und nicht
zuletzt äußerst erfolgreich, wofür Schlesinger
im Falle von "Darling" mit einem New York
Film Critics Award und seiner ersten Oscar-Nominierung honoriert
wurde.
1969 dann drehte der Regisseur mit Dustin Hoffman und Jon Voight
seinen Meilenstein: "Midnight Cowboy", ein
bis heute zeitgenössisches Drama über New Yorker Strassenträumer
und -stricher; und der erste und einzige Film in der Academy-Awards-Geschichte,
der trotz eines X-Ratings als bester Film prämiert wurde.
Zudem bekam Schlesinger einen Oscar, einen BAFTA und einen Directors
Guild of America Award als bester Regisseur des Jahres.
Durch "Midnight Cowboy" wurde nahezu automatisch
des Regisseurs Hollywood-Karriere lanciert, und in den Siebzigern
drehte er in den Staaten ganz große Werke wie "Sunday,
Bloody Sunday" (wiederum eine AA-Nominierung), "The
Day of the Locust" mit Donald Sutherland und Karen
Black, "Marathon Man" mit Dustin Hoffman und
Sir Laurence Olivier oder "Yanks" mit Richard
Gere.
Seither sind aus seiner Filmographie unter anderem hervorzuheben:
der Thriller "The Falcon and the Snowman"
mit Sean Penn und Timothy Hutton, das Shirley MacLaine-Paradestück
"Madame Sousatzka", die Ian McEwan-Adaption
"The Innocent" mit Isabella Rossellini und
die Satire "Cold Comfort Farm"; letztere fürs
britische Fernsehen gedreht, aber anderswo wie in Deutschland
im Kino veröffentlicht.
Überhaupt arbeitete Schlesinger immer wieder auch fürs
englische TV und drehte etwa "An Englishman Abroad",
"Seperate Tables" oder den BAFTA-prämierten
Fernsehfilm "A Question of Attribution".
Für die Bühne inszenierte der Mann überdies Produktionen
von "Timon of Athens", "Heartbreak House",
"Julius Caesar" und von Sam Shepards "True West".
Und auch als Opern-Regisseur war Schlesinger tätig - so
setzte er in London "Hoffmanns Erzählungen" mit
Placido Domingo, am Royal Opera House "Der Rosenkavalier"
und 1989 in Salzburg Verdis "Un Ballo in Maschera"
in Szene. John Schlesinger wurde 1970 von Königin Elizabeth
II. zum Commander of the British Empire (CBE) erhoben.
|