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Manila

Inhalt


Szene Der Internationale Flughafen von Manila. Der Flug nach Deutschland verzögert sich. Die Passagiere, erfüllt von ihren Reiseerlebnissen, kommen ins Erzählen. Und alles, was sie fern der Heimat erlebt haben, ist nichts gegen das, was ihre Geschichten in Gang setzen: Das Restaurant wird zur Bühne, die Toilette zum Ort der letzten Geheimnisse und der Wartebereich verwandelt sich in eine Opernarena für den "Chor der Gefangenen von Manila"..


Details

Manila International Airport. Im Wartebereich flimmert die Show eines philippinischen Predigers über die Bildschirme. Lose Gruppen von Reisenden warten bereits seit Stunden vergeblich auf ihren Rückflug ins winterliche Deutschland. Ein ums andere Mal wird der Abflug ohne Angabe von Gründen verschoben.

Anfangs sind die im Niemandsland zwischen Urlaub und Heimflug Gestrandeten noch guter Dinge und vertreiben sich die aufkommende Langeweile an der Bar mit kostenlosen Getränken. Je weiter die Zeit voranschreitet, desto gereizter und ungeduldiger wird die Atmosphäre. Wildfremde Menschen stoßen mit ihren Ticks und Unsicherheiten aufeinander, ihren unterschiedlichen Hoffnungen und Phantasien, Erlebnissen und Traumgespinsten.

Da sind Regine und Knut Görler (Margit Carstensen und Peter Röhring) aus dem ostdeutschen Apolda. Sie haben gerade einen strapaziösen Australienurlaub hinter sich und Übung darin, sich gegenseitig auf die Nerven zu gehen. Sie wirken angestrengt, sie noch mehr als er. Beide sind frühpensionierte Lehrer und nutzen die Vorruhestandsregelung für Bildungsreisen. Australien und der Kurzaufenthalt in Manila waren für sie eine herbe Enttäuschung.

Herr Görler ist herzkrank, und seine Frau umhegt ihn überfürsorglich. Es käme einer Katastrofe gleich, wenn ihr Mann plötzlich genesen würde! Hier in Manila, in der Schwüle des Flughafens, entwindet sich Herr Görler für ein paar Stunden aus ihrem "Kümmer-Knast". Statt Bier gönnt er sich hochprozentige Cocktails, statt Klassik Gassenhauer und statt Hochkultur Anschauungsunterricht in weiblicher Anatomie. Die strafenden Blicke seiner Frau erreichen ihn dafür in dieser Nacht nicht mehr...

Das verdankt er Walter (Michael Degen). Der ist mit seiner philippinischen Frau Maribel (Chin-Chin Gutierrez) auf dem Weg nach Deutschland, um die Leiche eines an AIDS verstorbenen Freundes nach Hildesheim zu überführen. Walter ist - sozusagen - Aussteiger. Seine florierende Mercedes-Vertretung in Deutschland hat er hingeschmissen, sein Privatleben ebenso. Also ist er ab auf die Philippinen, um ganz von vorn anzufangen!

Gleich am ersten Abend hat er seine jetzige Frau Maribel kennengelernt, und inzwischen betreiben sie gemeinsam und erfolgreich ein Vergnügungsetablissement, das "Spritzenhaus". Maribel ist stolz auf Walter, schließlich hat er ihrer Familie zu Wohlstand und ihrem Dorf zum Anschluss an die Zivilisation verholfen: Eismaschine, Videothek und Zebrastreifen inklusive.

Von einem wie Walter kann der Frührentner Görler aus Apolda lernen. Der erfahrene Lebemann führt ihn in die große weite Welt jenseits von Betablockern und Atembeschwerden ein, denn Walter kennt sich aus bei den Dingen, auf die es ankommt im Leben: Frauen, Sex und harte Getränke.

In Maribel hat Walter eine souveräne Partnerin gefunden. Liebevoll aber unabhängig lässt sie ihn den jovialen Macho spielen. Scheinbar gönnt sie ihm den Heidenspaß, jemanden wie Herrn Görler zu beeindrucken. Im Laufe der Nacht freundet sich Maribel mit Frau Görler an - die beiden Damen schauen gemeinsam fern.

Ein paar Tische neben ihnen sitzen Rudi (Jörgen Vogel) und Herbert (Manfred Zapatka), zwei Cousins aus Neustadt. Beide haben schon einiges gesehen von der Welt: Rudi, der jüngere, war mit der Bundeswehr in Somalia. Die Erlebnisse dort hat er noch immer nicht verarbeitet. In seinen Träumen, so erzählt er, werden sie immer wieder lebendig und belasten seine Beziehungen zu Frauen.

Herbert war zwanzig Jahre lang auf Montage in Saudi Arabien und Manila. Das hat ihn rastlos gemacht, aber auch süchtig nach der Heimat. Erst kürzlich hat er sich wieder in Deutschland niedergelassen und fährt mit seiner Frau ein Elektrogeschäft.

Rudi versucht den Blick von Elisabeth (Elizabeth McGovern) aufzufangen, einer deutsch-amerikanischen Journalistin. In eine Zeitung vertieft wirkt sie abwesend, stolz und auch ein wenig abweisend. Warum sie sich auf Rudis Geplapper einlässt, weiss man nicht. Elisabeths Eltern sind 1937 vor den Nazis aus Deutschland geflohen und zurückgekehrt, als Willy Brandt den Nobelpreis erhielt. Elisabeth schreibt seit 20 Jahren über ein einziges Thema: Deutsche im Ausland.

"Ein Deutscher, weit weg,", so sagt sie, "das ist immer eine kleine offene Wunde." Während Elisabeth zunächst provozierend zurückhaltend den beiden Männern gegenüber sitzt, offenbaren diese beinahe exhibitionistisch eine tiefe Verbitterung über ihre Erlebnisse. Später in der Nacht wird die kühle Elisabeth Rudis Avancen nachgeben - Herbert hingegen bleibt nach dem missglückten Blow-Job der Philippinin Cora vor den versammelten Fluggästen nur die einsame, aber unaufschiebbare Triebbefriedigung auf der Flughafentoilette...

Szene Franz (Martin Semmelrogge), ein schwäbischer Frührentner, hat sich strategisch günstig am Tischchen von Mercy (Ces Quesada), der Toilettenfrau des Flughafens, niedergelassen. An ihm kommt in dieser Nacht keiner vorbei. Franz berichtet Mercy stolz von seinen beiden philippinischen Freundinnen - eine für den Sommer und eine für den Winter. Jeweils drei Wochen im Jahr verbringt er hier bei ihnen. "Aber bezahlt wird erst hinterher", sagt er und findet sich sehr schlau.

In Deutschland kommt Franz dagegen nicht besonders gut an bei den Frauen. Hier am anderen Ende der Welt kann er seinen Bedarf an Wärme und Männlichkeit decken. Mercy, die einfache und freundliche Toilettenfrau, lauscht seinen Geschichten, sieht sich die Fotos an und versteht doch kaum ein Wort. Dafür achtet Franz darauf, dass jeder Toilettenbenutzer Mercy seinen Obolus entrichtet. Sein Versuch, aus der explosiven Melange aus Triebstau und sexuellem Leistungsdruck mancher Mitreisender einen profitablen Zeitvertreib für sich selbst zu machen, endet in einem Ausbruch der Verzweiflung an diesem Ort der letzten Wahrheiten...

In Sachen Sex-Trade ist Cora (Ana Capri) geübter. Cora stammt aus einer armen Familie mit sechs Kindern aus Cebu City und ist auf dem Weg nach Stuttgart. Über ihre berufliche Zukunft im Schwabenland macht sie sich keine großen Illusionen. Cora hat einen zähen Überlebenswillen - Sex ist ihre Existenzgrundlage. Frau Görler, die Cora mit einer Mischung aus Mitleid und Neid betrachtet, tritt sie mit den Worten entgegen: "You have to respect me."

Respekt gegenüber seinen Passagieren lässt der Airline-Repräsentant Jochen Osterfeld (Sky Du Mont) gründlich vermissen. Wie unzählige seiner Kollegen auf allen Flughäfen dieser Welt behandelt der eitle Beau die wartenden Passagiere mit einer Mischung aus Arroganz und Ignoranz.

An seiner Seite: die attraktive Flugbegleiterin Kerstin (Nina Heimlich). Sie kommt ihrer Aufgabe, die Wartenden mit Drinks und einem netten Lächeln ruhig zu stellen, mit routiniertem Charme nach. Ihren großen Auftritt hat sie an der Seite von Eddi Arent (Eddi Arent), dem "Stargast zum Dessert". Von Herrn Osterfeld angeheuert, gibt der vor seinen Landsleuten eine improvisierte kriminalistische Solonummer zum Besten. Für einen Moment ist alles gut...

Nur einer (Herbert Feuerstein) - "Der Anonyme Passagier" - lässt sich durch nichts, aber auch gar nichts besänftigen. Er sitzt abseits, beäugt misstrauisch das Treiben um sich herum und macht Notizen. Zorn steigt in ihm auf, langsam, im Laufe der Nacht, was niemand bemerkt. Schließlich kocht die Wut über - und trifft Herrn Osterfeld...

Stunden um Stunden sind vergangen. Eine verbindliche Abflugzeit steht noch immer nicht fest und die Möglichkeiten, die Leute bei Laune zu halten, sind langsam erschöpft. Gen Morgengrauen erfüllt sich für Knut Görler ein Traum: Das erste und einzige Mal in seinem Leben verwandelt er sich in den großen Master of Ceremony, der eine ganze Jumboladung dirigiert. Unter seiner Leitung erschallt aus unzähligen Kehlen der "Chor der Gefangenen von Manila"!

Ein letzter ausgelassener Tanz auf dem Vulkan. Dann wird der Flug nach Frankfurt aufgerufen. Auf dem Rhein/Main-Flughafen in Frankfurt öffnen sich die Bordklappen einer Boeing 747. Passagiere, überwiegend in Sommerkleidung, kommen die Gangway herunter. Kaum sind sie herausgetreten, hat sie die bittere Kälte des deutschen Winters fest im Griff.




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