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Liberty Heights
Produktionsnotizen
Die Idee zu "Liberty Heights" kam Barry Levinson,
als er die Rezension zu einem seiner Filme las, die ihm latent
antisemitisch erschien. In dem Text wurde eine Filmfigur als
jüdisch identifiziert, wie Levinson sich erinnert, "nicht
weil sie im Film als solche vorgestellt wurde, sondern weil es
sich um einen Arzt handelte, der jeden Abend zu Hause anrief."
"Ich habe mich sehr darüber aufgeregt, dass man alle
Juden - oder sonst eine Bevölkerungsgruppe - pauschal über
einen Kamm scherte", sagt Levinson aufgebracht. "Natürlich
gibt es kulturelle Eigenarten, die von bestimmten Gruppierungen
unterschiedlich beurteilt werden. Regelrecht beleidigend ist
es aber, wenn diese äußerlichen Verhaltensmerkmale
als umfassende Beurteilung einer Person eingestuft und abgehakt
werden. Meine Freunde und ihre Eltern waren sich durchaus nicht
ähnlich - mir ging es also darum, aus eigener Anschauung
einige der großen Unterschiede und Widersprüche aufzuzeigen,
die innerhalb einer kulturellen oder ethnischen Gruppe vorkommen.
Natürlich wollte ich dieses ernste Thema mit einer Menge
Humor würzen, denn genau das macht ja das Leben aus."
Bald darauf fand er die Zeit, um "Liberty Heights"
zu schreiben - wieder spielte die Geschichte in Baltimore, wo
Levinson geboren ist und einen Großteil seines Lebens gewohnt
hat. Ebenso wie seine drei anderen Baltimore-Filme "Diner"
(American Diner), "Tin Men" und "Avalon"
trägt sie deutliche autobiografische Züge.
Levinson weiter: "Ich bemühe mich dabei nicht bewusst,
diese Geschichten irgendeinem Raster unterzuordnen, als ob es
in meinem Leben eine bestimmte Ordnung gäbe. Nicht alles
in meinem neuen Film habe ich selbst erlebt, aber dennoch nehme
ich Ideen und Themen wieder auf, die ich auch früher schon
behandelt habe. Denn immer wieder finde ich Ereignisse, die unsere
heutige Gesellschaft so anschaulich reflektieren, dass es sich
lohnt, sie nochmals zu beleuchten und weiter zu entwickeln."
Die Produzentin Paula Weinstein ist Levinsons Partnerin in der
gemeinsamen Produktionsfirma Baltimore/Spring Creek Pictures.
Sie sagt: "Ich bin ganz begeistert, dass ich jetzt mit Barry
einen Baltimore-Film machen kann - von Anfang an schätzte
ich seine persönlichen Geschichten sehr, denn ich finde
mich in ihnen wieder, in der damaligen Zeit, in den Problemen
und den Figuren. Eines Tages rief er mich an und sagte: ,Mensch,
mir ist da was für einen neuen Film eingefallen. Ich muss
aber noch ein bisschen darüber brüten.'
Ein paar Wochen später trafen wir uns dann, machten einen
Spaziergang, aßen zusammen, und er sagte: ,Ich werde es
wohl in einer ganz spezifischen Epoche ansiedeln, und dabei liegen
mir folgende Themen am Herzen', und er las mir ein paar Szenen
vor, während wir gingen. Eines Tages sagte er dann: ,Ich
bin fertig, schau's dir mal an.'
Ich las das Buch also auf dem Flug von Los Angeles nach New
York und habe mich geschüttelt vor Lachen - so laut, dass
die Leute sich nach mir umdrehten: ,Was ist denn mit der los?'
Und dann habe ich geweint. Ich hatte das Gefühl, einen außergewöhnlich
facettenreichen Roman zu lesen - das Tableau einer ganzen Welt
und ihrer Bewohner.
Das Besondere an Barry als Filmemacher sind die regelmäßigen
Zeitreisen zurück in seine Jugend - er dreht extrem persönliche
Filme: Sie betreffen ihn nicht nur thematisch, sie gehen seinem
Leben auf den Grund, seiner Jugend in Amerika und der Geschichte,
die uns bis heute bestimmt. Sein Film reflektiert durchweg Themen,
die auch heute noch relevant sind, sie bestimmen das amerikanische
Leben. Und Barry setzt sie in Beziehung zur Epoche und zum Schauplatz
seiner Kindheit."
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