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Grey Owl


Produktionsnotizen

Vom Trapper zum Umweltschützer

Regisseur Richard Attenborough interessierten schon immer historische Personen, die in ihrem Leben entweder radikale Wandlungen durchlebt oder wichtige Botschaften vermittelt haben. Auf Archibald Belaney alias Grey Owl trifft beides zu.

Szene [600] [1024] "Außerdem ist Grey Owl die Lovestory zweier Menschen, die ohne den anderen nicht mehr existieren konnten. Zu Beginn ist Archie noch ein einsamer Trapper, der etliche Monate pro Jahr alleine und auf sich gestellt in den Bergen von Ontario und Québec lebt. Als Pony ihn in einem Jagdhotel kennenlernt, verfällt die zwanzig Jahre jüngere Frau Grey Owls charismatischer Anziehungskraft und möchte bei dem vermeintlichen Halbblut mehr über das Leben ihrer Vorfahren lernen", schildert der Regisseur Ponys Motive. "Obwohl sie von der Brutalität des Fallenstellens angewidert ist, verliebt sie sich schließlich in Archie."

"Anahareo stellte Archies Leben vollkommen auf den Kopf", findet auch Pierce Brosnan. "Sie brachte ihn sogar dazu, das aufzugeben, was vorher zu den zentralen Elementen seines Lebens gehörte. Statt Biber zu töten, schrieb er fortan Bücher über die ökologisch so wichtigen Nager und wurde zum kulturellen Star seiner Zeit. Der angebliche Wilde mit der edlen Gesinnung."

"Grey Owl thematisiert erstmals Umweltschutz vor einem breiten Publikum. Er setzte sich bis zu seinem Tod gegen den Widerstand mächtiger Holzfirmen für die ökologische Unversehrtheit von Flora und Fauna der kanadischen Wälder ein", bewundert Attenborough dessen unermüdliches Engagement.

Als nach seinem Tod herauskam, daß Archie Grey Owl nicht der gewesen war, der er vorgegeben hatte zu sein, galten seine Thesen plötzlich nicht mehr. Produzent Jake Eberts stellt mit Bedauern fest, "daß die Menschen viel zu leicht den wahren Inhalt einer Botschaft mißachten nur weil deren Überbringer nicht integer erscheint. Grey Owl fing sich in seiner eigenen Falle. Sein Ruf als Nationalheld und Eingeborener war so machtvoll, daß sein Publikum, enttäuscht über die Entdeckung seiner Herkunft sich abwandte. Dabei änderte die Tatsache, daß Archie eigentlich aus Hastings in England stammte, nichts an der Brisanz seiner Botschaft."

"Eigentlich ist es mir völlig egal, ob er echt war oder nicht", meint auch Attenborough. "Die ganze Gesellschaft, eingeschlossen des englischen Königshauses glaubte, daß er echt war. Das allein zählt und Archies Kampf für seine Ideale war zutiefst aufrichtig."

Die Idee zu Grey Owl verdankt Attenborough seiner langjährigen Partnerin Diana Hawkins. Ihr fiel 1990 im Wartezimmer eines Arztes eine alte Ausgabe der Zeitschrift "Country Life" in die Hände. Darin stand ein Bericht über den historischen Archie Grey Owl anläßlich des 50. Jahrestags seines Todes 1938. Begeistert von dieser Entdeckung kam sie zu Richard Attenborough, und wunderte sich, daß der von Grey Owl durchaus schon mal gehört hatte.

"Als Kind stand ich mit meinem Bruder David vier Stunden lang in Leicester an, um in eine seiner Lesungen zu gelangen. David bewahrt sein handsigniertes Exemplar von Grey Owls Buch 'Pilgrims of the Wilderness' noch heute auf", erinnert sich der Regisseur schmunzelnd.

Besetzung mit Hindernissen

Die Vorbereitungen für den Film zogen sich über mehr als sechs Jahre hin, nicht zuletzt deshalb, weil der vielbeschäftigte Pierce Brosnan sich erst dann für das Projekt freimachen konnte. "Aber ehe wir jemand anderen nehmen, habe ich Richard immer davon überzeugen können, noch ein bißchen länger auf ihn zu warten, um den Film auch wirklich perfekt zu machen", erinnert sich Eberts.

Der solchermaßen Begehrte war überrascht, daß "ein renommierter Regisseur wie Attenborough, mir die Rolle insgesamt drei Mal anbot", erinnert sich Brosnan lachend: "Sie war mir wohl wirklich vorherbestimmt".

Auch die Besetzung von Annie Galipeau war mit Hindernissen gespickt. Zwar hatte Richard Attenborough die Kanadierin schon in ihrem Debüt Map of the Human Heart entdeckt, aber erst vier Jahre später war sie alt genug, um Anahareo spielen zu können. Für Partner Pierce Brosnan steht fest, daß "Annie die Leinwand zum Leuchten bringt und die einzig mögliche Anahareo war."

Annie selbst sieht Parallelen zwischen Anahareo/Pony und sich selbst: "Wir sind beide starke Persönlichkeiten und Pony war zudem stolz und wollte unbedingt, daß diese Beziehung funktionierte. Eine besondere Verbindung fühlt Annie zum ökologischen Part ihrer Figur: "Meine Mutter ist eine Algonquin, mein Vater ein Weißer aus Québec. Ich bin in Maniwake aufgewachsen, kenne und liebe die Wälder dort, weiß, welche Energie und welchen inneren Frieden sie spenden und dass sie deshalb für uns Menschen so wichtig sind."

Für Richard Attenborough stimmte die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern hundertprozentig. "Ihre Glaubwürdigkeit ist immens, nicht nur mental, sondern auch körperlich und emotional trägt ihre Liebesgeschichte den Film."

Und Annie Galipeau schwärmt von Kostar Pierce Brosnan: "Wenn ich in seine Augen sah, war ich nicht mehr ich selbst, sondern nur noch Pony. Es überraschte mich manchmal selbst, wie prompt die Verwandlung funktionierte." Die Beziehung zu Grey Owl verändert das Mädchen, macht sie zu einer selbstbewußten jungen Frau.

Zum Sushi mit Zopf

Besonderes Augenmerk legte Renée April auf Grey Owls indianischen Kopfschmuck und dessen Trapperkleidung. Die Tatsache, daß Pierce Brosnan "einfach in jedem Kostüm umwerfend aussah", wie sich die Kostümbildnerin erinnert, erleichterte ihre Arbeit.

Der Umgang mit ungewohnten Materialien wie Federn und Hirschleder hatte jedoch seine Tücken. "Wir mußten erst lernen, die Federn für den Kopfschmuck traditionell zu verarbeiten und das Leder durch Einfetten, Färben, Entfärben und erneutes Kolorieren künstlich zu altern", gesteht sie.

Ebenso wie sein historisches Vorbild, sollte Pierce Brosnan als Grey Owl Zöpfe tragen. Die Haarverlängerungen wurden zu Übungszwecken - schließlich hatte Pierce Brosnan nie vorher Zöpfe getragen - bereits Wochen vor Drehbeginn an seine eigene Haarpracht angeklebt. "Es kostete mich danach reichlich Überwindung, mit Zöpfen zum Abendessen in einer kalifornischen Sushi-Bar zu erscheinen."

Als die Dreharbeiten im März 1998 starten sollten, bangte das Team zunächst um seine malerischen Kulissen. El Nino und den darauf folgenden Schneestürmen waren in ganz Kanada zahlreiche der typischen Ahornbäume zum Opfer gefallen. Als die Winterszenen im Kasten waren, mußte bis zur Schneeschmelze pausiert werden.

Erst im April konnten die Frühlingsszenen gedreht werden. Auch hier bestimmte El Nino den Drehplan, dessen warme Winde die Blätter und Knospen früher als erwartet zum Blühen brachten. Die Produktion zog schließlich weiter nach Montreal, wo ein Vorlesungssaal der Universität die Toronto Massey Hall doubelte, in der Grey Owl Vorträge gehalten hatte.

Im Herbst 1998 kehrte Richard Attenborough nach England zurück, in das Küstenstädtchen Hastings. Dort hatte der kleine Archibald Belaney einst davon geträumt "ein echter Indianer" zu sein. Im viktorianischen Haus der Familie Belaney drehte er Archies Besuch bei seinen greisen Tanten Ada und Carrie. Ihren Abschluß fanden die Dreharbeiten in den Londoner Twickenham Studios, die auch Richard Attenboroughs eigene Produktionsfirma beherbergen.




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