Fantasia 2000
Roy E. Disney und die Fortführung eines Klassikers
Pixote Hunt / Regie/Design: "Symphonie No. 5"
Eric Goldberg / Regie: "Rhapsodie in Blue"
und "Karneval der Tiere"
James Algar / Regie: "Der Zauberlehrling"
Francis Glebas / Regie: "Pomp and Circumstance"
Gaetan und Paul Brizzi / Regie: "Die Feuervogel
Suite"
Don Hahn / Regie der Moderationen
Fantasia ist Roy E. Disneys Lieblingsfilm gewesen,
seit er von seinem Onkel Walt frühe Bleistift-Skizzen vorgeführt
bekommen hatte. "Für mich war Fantasia stets
wie eine wunderbare Vorführplatte in einer Konditorei. Hier
haben wir einen Schlag Kirscheis, dort ein Schoko-Nuss-Bällchen.
Vielfalt habe ich schon immer geliebt. Ich kann mich noch gut
daran erinnern, wie mein Vater kurz nach der Premiere des Films
von Walts jüngstem Plan erzählte. Es ging dabei um
den berühmten "Hummelflug" und die Idee, dass
das Tier in Stereo durch das ganze Kino zu schwirren scheint.
Ich konnte es kaum erwarten, das zu sehen. Walts Idee, dass dieser
Film ein Werk im stetigen Wandel sein sollte, hat mich seither
nicht mehr losgelassen. Ich habe zwar nie mit einer konkreten
Umsetzung gerechnet, aber ein bisschen Träumerei ist ja
schließlich immer erlaubt. Ich hatte sogar zwei, drei Musikstücke
im Kopf die sich ganz wundervoll für dieses Projekt eignen
würden. Eines davon war 'Pini di Roma'."
Roy Disneys Überlegungen gewannen an Überzeugungskraft,
als Fantasia 1991 zu einer der meistverkauften Video-Veröffentlichungen
avancierte. Es schien ein idealer Zeitpunkt für Disney,
um bei einem Treffen mit Michael Eisner die Fortsetzung von Fantasia
in Erwägung zu ziehen. Schaden konnte es ja nicht, die Sache
von ein paar Seiten durchzuspielen.
In den frühesten Stadien hieß das Projekt "Fantasia
Continued" und sollte zur Hälfte aus Material des Films
von 1940 und zur Hälfte aus neuen Episoden bestehen. Mit
fortschreitender Entwicklung und immer neuen Ideen wurde jedoch
klar, dass dieses Konzept einer gründlichen Überarbeitung
bedurfte.
Musikvorschläge wurden gesammelt und Zeichner durften in
regelmäßig eingeläuteten Treffen mit Roy Disney,
Thomas Schumacher und anderen leitenden Mitgliedern der Kreativ-Abteilung
für abendfüllende Zeichentrickfilme Entwürfe ihrer
Lieblingsprojekte vorlegen.
"Sobald wir grünes Licht hatten, schaute ich mir zunächst
immer wieder den alten Film an, um seine Beschaffenheit und Konzeption
zu studieren", erinnert sich Disney. "Es war ja durchaus
ein einheitliches Werk und nicht bloß eine Ansammlung von
Kurzfilmen. Der Film nahm einen mit auf eine Reise für Gefühl
und Geist; es gab einen Start, Mittelteil und Schluss. Ich wusste,
dass Fantasia 2000 abstrakt beginnen und dann in eine
größere Vorstellung hinüberleiten sollte, wo
Musik und Bild verschmelzen, um eine einzigartige Erfahrung zu
vermitteln. Am Ende sollte dann wie in FANTASIA dieses
Gefühl von Geburt und Auferstehung vorherrschen Und so begann
die Suche nach den Musikstücken, die den Film einleiten
und beschließen würden. Auf dem Weg dazwischen sollte
die Reise erfüllt sein von Humor, Gefühl und Fantastik.
Und die Suche begann nach Stücken, die dem entsprachen.
Zugleich stellte Roy Disney die Mitarbeiter für sein Traumprojekt
zusammen. Der erste war Hendel Butoy, der schon seit zwanzig
Jahren fürs Studio tätig war und soeben die Regie von
Bernhard und Bianca im Känguruhland abgeschlossen
hatte. Butoy waren schon seit geraumer Zeit Gerüchte von
einem neuen Fantasia-Projekt zu Ohren gekommen und er
hatte Thomas Schumacher seiner Begeisterung dafür versichert.
Im Januar 1991 wurde er von Disney dazu eingeladen.
"Ich liebe es, klassische Musik in eine Geschichte zu kleiden",
sagt Butoy. "Bei Zeichenarbeiten höre ich immer Musik
und lasse mich davon inspirieren; am liebsten von klassischer
Musik. Roy Disney schickte mir sechs, sieben Stücke zum
Anhören - und ab da ging es nur noch vorwärts. "Pini
di Roma" gefiel mir am besten von allen. Hier konnte ich
meiner Vorstellungskraft freien Lauf lassen."
Don Ernst hatte enorm viel Erfahrung als Schnittmeister und
Produzent sammeln können und war insofern wie geschaffen
zum Leiter der Produktion. Er kam im Februar 1993 an Bord, nachdem
er als Ausführender Produzent den Spielfilm Zurück
nach Hause - Die Unglaubliche Reise fertiggestellt hatte.
Ernst erinnert sich gut daran, wie er als Sechsjähriger
von seiner Großmutter zum Kinobesuch von Fantasia
mitgenommen worden war. "Ich war unglaublich beeindruckt
damals und es ist seitdem einer meiner absoluten Lieblingsfilme
geblieben. Klassische Musik habe ich schon immer gemocht.
Nach dem ersten Treffen mit Roy Disney konnte ich es kaum abwarten,
an Fantasia 2000 mitarbeiten zu dürfen. Auf Grund
meiner Erfahrung als Schnittmeister war ich ja geradezu prädestiniert,
Geschichten auf die Musik zuzuarbeiten und die vielen Einzelteile
zum Gesamtbild zusammenzufügen."
Die Arbeit am Zeichentrick fasst Roy Disney so zusammen: "Im
Wesentlichen ging es dabei doch immer darum, dass man ein Bild
zeichnet und dann mit der Kamera ablichtet. Der Prozess konnte
verfeinert werden, weil der Computer heute viele Dinge übernehmen
kann. Aber die Schönheit des Zeichentricks liegt für
mich nach wie vor darin, dass es Geist und Handfertigkeit sind,
die eine Vision zu Papier bringen. Hier kommt alles zusammen,
hier liegt das Universelle. Zeichentrick ist Kunst; ganz gleich,
wie man die Sache betrachten und welche Technik man zum Einsatz
bringen mag. Und das ist es, was Zeichentrick von jedem anderen
Medium, das ich kenne, unterscheidet. "
Und dann fügt er noch schmunzelnd über seine Rolle
bei Fantasia 2000 hinzu: "Walt sah sich gern als
Biene, die die verschiedenen Talente im Studio bestäubt.
Ich denke, das ist auch der Teil, den ich zu diesem Film beigetragen
habe. Ich danke Michael Eisner für sein Vertrauen. Ich bin
sehr glücklich über diesen Film und ich bin überzeugt,
dass er das Publikum im Sturm erobern wird."
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