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Das Ende einer Affäre


Produktionsnotizen

Produktion und Besetzung

Szene Die Figur des Bendrix zu spielen fiel die Wahl auf Ralph Fiennes, der, wie Jordan sagt, "so einen abgeklärten, verbitterten Intellektuellen aus den 40-er Jahren perfekt verkörpern kann - einen Mann, der zu viel Gefühl und zu viel Intelligenz besitzt, als gut für ihn ist." Und Fiennes, lobt der Regisseur, sei schließlich selbst ein Mensch von "enormer Intelligenz", der seine Figur "auf eine wunderbar präzise Art ausfüllte".

Auch Produzent Stephen Woolley entdeckte in Fiennes' Arbeit "eine Qualität, ähnlich wie sie Graham Greene selbst hatte. Er hat etwas Wildes, was nur durch seine selbstbeherrschte Art zurückgehalten wird. Der Film behandelt ja auch die Frage, wie weit man in einer Beziehung gehen kann, in Bezug auf Sexualität, sexuelle Spannungen und Eifersucht. Es gibt gewissermaßen ein sado-masochistisches Element, und ich finde, Ralph hat all diese Dinge in seine Darstellung mit einfließen lassen. Er hat ein tiefes Verständnis für solch komplexe Charaktere."

Fiennes selbst hat seine eigene Vorstellung davon, was die Zuschauer ins Kino ziehen könnte. "Ich glaube", sagt er, "die Leute wollen sich in solchen Geschichten immer selbst wiederfinden. Natürlich ist das einerseits pure Unterhaltung: Was wird den Liebenden zustoßen, wird er das Mädchen kriegen, wird sie den Mann kriegen, wird es der betrogene Gatte herausfinden ­ dieses Spannungselement eines Thrilles steckt mit drin. Andererseits geht es aber auch um die uralte Frage, wie wir mit solchen Schicksalsschlägen, die in unser Leben einbrechen, umgehen, wie wir uns richtig verhalten, ehrhaft und würdevoll. Folgen wir unseren Instinkten, geben wir unseren Leidenschaften nach?"

Für die Rolle der Sarah wiederum wollte Neil Jordan jemanden, der "all das ausdrücken konnte, was jenseits des gesprochenen Wortes liegt, also die ganze Tiefe der Emotionen." Jemanden, der "diese Art Frau mit Leben füllen könnte, die ein sehr ausgeprägtes Sexualleben geführt hat, und sich plötzlich auf eine Liebe und eine Beziehung einläßt, die alles übersteigt, was sie je gekannt hat," erklärt Jordan. "Ich habe mit mehreren Schauspielerinnen Probeaufnahmen gemacht, und Julianne hat mich schlichtweg umgehauen."

Julianne Moore, die für ihre Rolle in Boogie Nights (1998) für den Oscar nominiert war, spielt Sarah, die in der Ehe mit dem herzensguten, aber langweiligen Henry Miles gefangen ist. "Es ist eine außergewöhnliche Story," sagt Moore, "ein wirklich großes menschliches Drama. Der Ausgang der Geschichte hat mich selbst völlig überrascht. Sie ist wunderschön und bewegend intensiv. Der Film hat wirklich ein enorm großes Format."

Die richtige Chemie zwischen den beiden Hauptrollen zu schaffen, war essenziell für die Story. "Mir war sehr wichtig, wie die beiden aufeinander ansprechen würden," sagt Jordan, "denn das Publikum musste die Leidenschaft und die tiefen Gefühle, die zwischen ihnen bestanden, sofort verstehen."

Stephen Rea, der bereits zum siebten Mal mit Neil Jordan zusammenarbeitet, wurde als das dritte Element in dieser Dreiecksbeziehung besetzt, als der betrogene Ehemann Henry Miles. "Er ist ein fantastischer Schauspieler", schwärmt Jordan. "Ich fand ihn auf seine Art, die ich schwer beschreiben kann, immer schrecklich bewegend."

Rea selbst war froh, wieder mit Jordan arbeiten zu können. "Er ist ein großartiger Geschichtenerzähler", sagt der Schauspieler über seinen Regisseur. "Alle seine Filme haben eine starke narrative Basis. Neil reduziert das Ganze bis auf das bloße Knochengerüst, so dass man als Schauspieler viel Raum hat, um sich zu entfalten."

Als Henry Miles war Rea, wie er sagt, "fest entschlossen, nicht nur ein trüber Hahnrei zu sein. Ich habe versucht, in ihm einen gewissen Stil zu finden. Er ist jemand, der in seiner Karriere ziemlich weit gekommen ist. Er bewegt sich mit Schwung durch sein Leben, und ich denke, das macht seine Figur recht spannend."

Produzent Woolley sagt über Reas Figur: "Henry ist eine schwierige Rolle. Er steht quasi zwischen den beiden Liebenden. Es war eine echte Herausforderung für Stephen, aber er schafft es, Henry sympathisch zu machen, ohne die anderen Charaktere dafür in ein schlechtes Licht zu stellen."

Ian Hart spielt den Privatdetektiv Parkis, der erst von Bendrix und dann von Miles angeheuert wird, um Sarah zu beobachten. "Parkis nimmt das alles sehr ernst", sagt Hart über seinen Part. "Er ist so etwas wie eine Ausnahme, weil er wirklich daran glaubt, dass das, was er tut, ein ehrbares Geschäft ist."

Während des Castings wurde Jordan irgendwann klar, dass er noch nie zuvor einen Film gedreht hatte, der nicht mit einem Laiendarsteller in einer tragenden Rolle besetzt war. "Plötzlich", erinnert er sich, "hatte ich die wunderbarsten erfahrenen Schauspieler, und das machte mir ein bisschen Angst. Ich habe gemerkt, dass ich da mit Leuten arbeite, denen ich alles, was ich wollte, abverlangen konnte ­ und sie würden es immer noch spielen können!"

Die Schauspieler hingegen waren voll des Lobes für ihren Regisseur und Drehbuchautor. "Es kann einen ziemlich einengen, wenn der Regisseur nur sagt: 'Dies und das will ich, jetzt mach' mal!'", sagt Ralph Fiennes. "Was ich aber an Neil so liebe, ist seine Offenheit - "Leg einfach los, schauen wir mal, okay, versuch's nochmal, probier mal dies, mal das', so arbeitet er. Es gibt eine Art fließende Zusammenarbeit mit ihm, was mir sehr gefällt."

Dreharbeiten

Szene Am 15. Februar 1999 hatten sich Stephen Woolley, der Produzent, Neil Jordan, der Regisseur, und eine handverlesene Schar von Schauspielern und Teammitgliedern - von denen die meisten schon zuvor mit Woolley und Jordan gearbeitet hatten - im Studio B der Shepperton Studios am Stadtrand von London versammelt, um mit der Arbeit zu beginnen.

Über einen Zeitraum von elf Wochen hinweg spielten sie gemeinsam die Geschichte des Schrifstellers Maurice Bendrix, seiner Geliebten Sarah und ihres Ehemanns, des Staatsbeamten Henry Miles, vor dem Hintergrund eines Englands der Kriegsjahre. Mit dieser Zeit kannte sich Produktionsdesigner Anthony Pratt bereits bestens aus, war er doch zuvor bereits für seine Ausstattung von John Boormans Drama Hope and Glory (Hope and Glory, 1986) für den Oscar nominiert gewesen.

Ausstattung

Nachdem die Stadt London selbst eine so zentrale Rolle in dem Film spielt, waren Ausstattung und Design von großer Bedeutung, um die richtige Atmosphäre für die Geschichte zu schaffen.

Szene "Ich wollte, dass das alles aussah wie eine erotische Ghoststory", sagt Jordan. "Es sollte so ein Gefühl des Unheimlichen, Gespenstischen entstehen und eine gewisse Erotik - denn Sarah ist ja von dem Moment an, wo sie ihr Versprechen gibt, selbst verflucht. Und natürlich knistert es, von expliziten Sexszenen bis zu einer fast mystischen Erotik." Jordans Ziel war es, eine "schwelgerische, überladene" Atmosphäre zu schaffen - "etwas Spukhaftes".

Den ästhetischen Stil, den er gemeinsam mit dem Regisseur anstrebte, beschreibt Produktionsdesigner Tony Pratt so: "Wir wollten das Nachkriegs-London einfangen, eine entbehrungsreiche Zeit, selbst für die Filmfiguren, die ja eher gutsituiert sind. Da sollte es wenig Heizwärme geben, weil eben die Kohlen und andere Dinge knapp waren. Gleichzeitig wollten wir die Farben recht gedämpft halten - ohne dass wir den Look völlig nostalgisch den 40-er Jahren anpassen wollten. Das Zeitkolorit sollte schon mitschwingen, aber der Film sollte auch sehr modern aussehen."

"Ich finde Tony Pratts Design schlicht brilliant", sagt Ralph Fiennes. "Ob Bendrix' Appartement oder das Mittelklasse-Haus der Miles' ­ alles wirkt absolut authentisch. Die vielen Details, die sich Tony hat einfallen lassen, füllen den Raum. Welche Bilder an den Wänden hängen, welche Bücher in den Regalen stehen, welche Möbel er ausgewählt hat, all das macht das Zimmer zu einem richtigen Zimmer, in dem man sich wohlfühlt."

Kostüme

Szene Ebenso viel Bedeutung fiel den Kostümen zu, die Oscar-Preisträgerin Sandy Powell (Shakespeare in Love) entwarf. Für Henry, den ehrwürdigen Staatsbediensteten, waren die Anzüge recht schneidig, während Bendrix eher salopp gekleidet war. Sarah bewegt sich in der kargen Kulisse in hellen, strahlenden Farben.

"Die Kostüme", erklärt Stephen Rea, "waren allein schon deswegen extrem wichtig für uns Schauspieler, weil man sich leichter in die Rolle einfindet. Ich fühlte mich in dieser Zeit nicht besonders heimisch, schon wegen der Schuhe und der Art, wie man einherschreitet. Da kann ich Sarah gar nicht genug loben! Sie hat den perfekten Blick für solche Dinge, und ich glaube, sie hat enorm dazu beigetragen, dass meine Figur lebensecht wirkt."

"Sie ist wirklich fabelhaft", sagt auch Julianne Moore. "Sandy ist schlicht eine der besten Kostümdesignerin der Welt. Was sie mit ihren Materialen macht, ist außerordentlich!"

Schauplätze

Das Haus der Miles' wuchs im Studio B der Shepperton Studios in die Höhe, ein detailgenaues Set von Innenräumen und Fassade eines geräumigen Domizils im Edward'schen Stil, komplett mit einem gepflegten kleinen Garten ­ entsprechen dem Lebensstil der Miles', die recht wohlhabende Leute sind, auch wenn der Krieg sie offensichtlich ebenso wie alle anderen betroffen hat. Die Außenaufnahmen des Hauses wurden in Kew Green gedreht, das für seinen königlichen botanischen Garten weltberühmt ist.

Etliche Szenen lassen ein London während des Höhepunktes des Zweiten Weltkriegs wieder entstehen, wo die Schäden und Verwüstungen nach den Bombenangriffen schmerzlich zu sehen sind: Über 50 Prozent aller Kriegsverluste unter der englischen Zivilbevölkerung musste London verzeichnen, zwei Drittel aller Häuser und über ein Drittel des gesamten Stadtgebietes wurden während der deutschen V1-Angriffe zerstört.

Weitere Schauplätze in London waren das Whitehall Kino (wo, ganz zeitgemäß, ein Vera-Lynn-Film läuft), die Fassade des Restaurant "Rules" (das lange als kulinarisches Epizentrum des Londoner Establishments galt), die U-Bahnhaltestelle Maida Vale (wo Sarah sich freundlich um Lance, den Sohn des Privatdetektivs Parkis kümmert, ohne zu ahnen, dass sie selbst Ziel dessen Nachforschungen ist), sowie der Friedhof von Kensal Green.

Große Teile der Handlung spielen entweder im Regen oder nachts oder beides, was einerseits jedem Filmtechniker einen Schauer über den Rücken jagt, andererseits aber von unschätzbarem Vorteil für die Atmosphäre der Geschichte ist. "Es ist ein schreckliches Hindernis", seufzt Jordan. "Alle laufen mit dem Regenschirm herum, die Schauspieler werden nass und frieren - aber gleichzeitig verleiht man damit den Straßen und den Außenschauplätzen genau jene geheimnisvolle Aura, die man braucht. Das Licht ist einfach wundervoll."

In seinem Drehbuch läßt Jordan auch einige Szenen in dem Küstenstadt Brighton spielen - eine Stadt, die untrennbar verbunden ist mit Graham Greenes Romanen, besonders mit seinem Thriller "Brighton Rock". Die Produktion drehte dort für eine Woche im legendären Grand Hotel, welches nicht zuletzt dafür berühmt ist, dass es der IRA dort Ende der 80-er Jahre beinahe gelungen wäre, Margaret Thatcher mit ihrem gesamten Kabinett in die Luft zu sprengen.

Einige andere Szenen spielten am Royal Pavillon, jenem exotischen Bau, den John Nash und Henry Holland 1782 für den Prinzregenten errichten ließen. Das wiederum brachte seinerzeit den Hof in der Sommerfrische nach Brighton und wandelte den Status des unbedeutenden Fischerstädtchens zu einem Kurort für die Großen und Vornehmen. Viele der historischen Terrassen und Hotels stehen dort noch heute.




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