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Body Shots


Produktionsnotizen

Szene [Foto: Tara Reid und Brad Rowe] Body Shots ist ein Film über die Liebe, so sein Regisseur, Pulitzer-Preisträger Michael Cristofer. Es geht um acht junge Männer und Frauen, deren Leben sich in einer Nacht verändert. Diese Geschichte, geschrieben von Drehbuchautor David McKenna (American History X), scheint sich auf den ersten Blick weit entfernt von den Angelegenheiten des Herzens zu entwickeln. Aber Cristofer, der das Drehbuch etwas umgeschrieben hatte, bevor er sich an seine Regiearbeit machte, hat Liebe und das Bedürfnis nach Intimität in das Zentrum dieser ungewöhnlichen Kinoerzählung gestellt:

"Die Suche nach irgendeiner Art von Beziehung oder Liebe ist das Herz dieser Geschichte. Ein Blick auf die Handlungen der Leute oder ihre Entscheidungen, und man weiß, dass sie nahezu verzweifelt danach suchen", so Cristofer.

Szene [Foto: Tara Reid] Cristofer, der als Regisseur schon mit dem preisgekrönten TV-Film "Gia" auf sich aufmerksam gemacht hatte, wurde Anfang 1998 von Produzentin Jennifer Keohane gebeten, die Regie zu Body Shots zu übernehmen. "Wir suchten einen Regisseur und Autor", erinnert sich Keohane, "der die Menschlichkeit in diesem Drehbuch hervorheben würde."

Das Treatment zu Body Shots landete 1995 auf Keohanes Schreibtisch - damals arbeitete sie bei der Firma Colomby/Keaton. McKennas Drehbuch fiel auf. "Ich las die ersten Seiten", erinnert sie sich, "und war absolut begeistert. Die Authentizität der Figuren hat mich umgehauen. Dieses Skript spiegelte das Leben von Leuten wieder, die ich kannte. In seinem Drehbuch überspringt David auch nicht die unbequemen Dinge. Er betrachtet sie vielmehr durch ein Vergrößerungsglas. Ich glaube, wir brauchen solche Filme." Jennifer Keohane begann sofort mit dem damals noch unbekannten Autor an dem Buch zu arbeiten.

Szene [Foto: Ron Livingston] Als Cristofer das Skript zum ersten Mal las, war er zunächst nicht sicher, ob es wirklich der richtige Stoff für ihn war. "Der ganze Lebensstil war mir etwas fremd", sagt er. "Außerdem gibt es heute genug Filme über junge Leute, die an nichts mehr glauben und sich daneben benehmen. Wenn man so um die 20 Jahre alt ist, dann hat das einen gewissen modischen schick. So einen Film wollte ich aber nicht machen."

Doch während er an anderen Projekten arbeitete, stellte er fest, dass die Geschichte ihn nicht losließ. "Das Dilemma dieser Leute schlug mich zunehmend in seinen Bann. Also nahm ich den Auftrag an und begann, ein bisschen mit der Story zu spielen."

Stimmung und Mitgefühl

Cristofer fügte McKennas Drehbuch eine neue Ebene voller Mitgefühl hinzu. "Ich habe", erinnert Cristofer sich, "die Geschichte nicht aus der Perspektive eines 26jährigen betrachtet, sondern aus meiner eigenen. Bald merkte ich, dass ich mehr empfand als Neugier. Ich hatte Sympathien für diese Menschen. Das heißt, dass ich plötzlich auch einen Zugang zu ihnen und ihrem brutalen Lebensstil fand. Ich sah die Traurigkeit in der Geschichte und in ihren Leben. Ich fühlte mit ihnen, und ich dachte, ich könnte auch in den Zuschauern ein Mitgefühl für diese Leute wecken." Denn schließlich, so Cristofer, seien mangelnde Intimität und die Schwierigkeit, wahre Liebe zu finden heute sehr allgemeingültige Themen.

Wie immer, wenn eine Gruppe von Freunden sich in die Nacht stürzt, so scheinen auch diese acht jungen Leute vor Aufregung, Vorfreude und freigesetzter sexueller Energie zu vibrieren. Um die Stimmung genau zu treffen, hatte sich Cristofer dieses typische Gruppenverhalten junger Nachtclubgänger aus der Nähe angesehen. Er begleitete eine Clique auf ihrem Weg durch nächtliche Discos. "Dort begegnete ich diesem Anschein von Nähe und Intimität, der entsteht, wenn man sich mit Freunden umgibt. Aber ich spürte auch, dass dies nur eine Illusion war. Denn jeder für sich fühlte sich ganz offensichtlich sehr alleine."

Beziehungssuche

Mit unvoreingenommener Offenheit erforscht Body Shots das Chaos ,Beziehungssuche' und die Leere von One-Night-Stands. "Immer wieder trifft man auf einen großen Irrtum, die seltsame Idee nämlich, dass Sex dich wie ein Wundermittel näher an irgendetwas heranbringt. Tatsächlich entfernt und entfremdet die Erfahrung von schnellem Sex dich von der Partnerin oder dem Partner und auch von dir selbst", sagt Cristofer.

Cristofer weiter: "Aber ich mag auch die ,bad guys' in dem Film. Ich glaube, dass sie in die größten Schwierigkeiten geraten, weil sie am bedürftigsten sind. Konsequenterweise müssen sie den Preis dafür bezahlen." Die ,bad guys', über die Cristofer hier spricht, sind Sara und Michael.


Drehorte in L.A. - Der spezielle Look

Die Stadt Los Angeles spielt eine große Rolle in diesem Drama. Dies ist der Ort, der "Baywatch"-Bilder und Erinnerungen an "Melrose Place" hervorruft. In der Realität allerdings ist Los Angeles ein unerbittliches Mekka für Tausende von jungen Leuten.

"In jeder großen Stadt ist es schwer, Beziehungen zu knüpfen", erklärt Keohane, der selbst aus einer Kleinstadt stammt. "Aber in L.A. scheint es noch viel schwerer zu sein. Anders als in New York, hat man hier keine Chance jemanden kennen zu lernen, während man die Straße entlang läuft. Das Fehlen jeder Gemeinschaft ist besonders tragisch für die vielen jungen Leute, deren Zuhause oft meilenweit entfernt ist. Sie gehen in Bars und Clubs, weil sie Beziehungen suchen, nicht nur Liebe oder Sex. Sie wollen irgendwo dazugehören. Und das sind Dinge, die gerade in L.A. schwierig zu finden sind."

"L.A. ist ein Raum ohne Anfang, Mitte oder Ende", ergänzt Guy Riedel. "Diese Stadt ist ein Symbol für moderne Isolation. Sie hat kein Zentrum und deshalb eigentlich kein Herz und keine Seele." Cristofer wollte eine Umgebung, die die Einsamkeit der Charaktere illustrieren würde. Auf Wunsch des Regisseurs suchte die Produktion für die Dreharbeiten riesige Räume. So filmten sie etliche Szenen in der Innenstadt von Los Angeles vor gigantischen Gebäuden aus Beton und Glas.

"Das ist nicht das Los Angeles, das man normalerweise in Filmen sieht", sagt Riedel. "Hier findet ein Konflikt zwischen zwei Welten statt", erklärt der Regisseur, "zwischen der hektischen Welt, in der es Verzweiflung gibt, zwanghafte Sexualität und Gewalt und einer ruhigeren Welt, in der man ein wenig klarer sehen kann. Beides versuchen wir in dem Film einzufangen."

Um die Fassaden zu enthüllen, von denen sich die Charaktere bestimmen lassen, und die Traurigkeit zu illustrieren, die sich hinter dem Rummel verbirgt, war es notwendig die Widersprüche zu zeigen, ohne sie unbedingt zu dramatisieren.

"Wir setzten eine Vielzahl unterschiedlicher Filmtechniken ein, um zu unterstreichen, was in den Charakteren vor sich geht", erzählt Kameramann Rodrigo Garcia, der nach dem preisgekrönten "Gia" nun zum zweiten Mal mit Cristofer zusammen arbeitete. Die Filmemacher hatten sich entschlossen auf breitem Format zu drehen, um die Umgebung hervorzuheben, in der die Personen sich befinden. Dadurch wollten sie deren Isolation betonen. Das Format und die ungewöhnlichen Perspektiven halfen auch, einen TV-Look zu vermeiden.

"Michael wollte so viele Gruppenszenen wie möglich drehen, weil es meistens nicht darum ging, was gesagt wurde, sondern es drehte sich vielmehr um die Interaktion in der Gruppe", erklärt Garcia.

"Wir haben es hier mit dem Gefühl zu tun, auf der Suche nach etwas Unerreichbarem verloren zu gehen. Diese Kids versuchen, ein fundamentales Bedürfnis zu erfüllen. Sie wollen eine Begegnung mit einem anderen Menschen herstellen. Doch es wird ein Fehlstart. Die Kamera zeigt die Isolation, die jeder von ihnen fühlt, sogar in der Gruppe."

Die Filmemacher setzen für einige Szenen eine ungewöhnliche Zeitraffer-Technik ein, so dass die bewegten Objekte und Körper, in der Umgebung der jeweiligen Figur, sich extrem schnell bewegen, während die Person im Zentrum fast bewegungslos zu sein scheint.

Cristofer weist darauf hin, dass die Kameraarbeit sich von Szene zu Szene unterscheidet. "Am Anfang, in den hektischen Szenen, ist es ein bisschen dunkler und wenn wir in ruhigere Situationen kommen, wird die Kamera ausgeglichener. Gegen Ende des Films übernimmt das helle Tageslicht die Szene, und es wird still und ruhig. Damit hören wir auch auf."




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