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Art of War
Dreharbeiten
Asiatische Kampfkünstler vor Ort
Die Produktion begann in Montreal, für Regisseur Duguay
also ein Heimspiel. "Für mich war das der grösste
Vorteil, weil ich jeden aus der Crew schon kannte. Auf jeder
Ebene, von den Schauspielern bis zum Stab, waren alle davon überzeugt,
hier einen ganz besonderen Film zu drehen."
Um die Motivation noch weiter anzuheizen, bastelte Duguay mitten
im Dreh aus dem vorhandenen Material schon mal eine Szene zusammen
und führte sie der Crew vor. Der Effekt war überwältigend:
"Sie waren trotz der langen Drehtage mit Feuereifer bei
der Sache", erinnert sich der Regisseur.
Für die Szenen, die in Hongkong und New York spielen, bauten
Duguay und sein Team die beiden Städte nach und peppten
die Kulisse mit digitalen Bildern auf. Auch die Stunts steuerten
einen Grossteil der Action bei.
Für die nervenzerreissende Eröffnungsszene, in der
Shaw nur mit dem Sprung vom Dach eines Hochhauses einer ganzen
Horde von Sicherheitsleuten entkommen kann, arbeitete Wesley
Snipes eng mit Stuntchoreograph Jeff Ward zusammen. Für
den Spiessrutenlauf durch die Securitycrew entwickelte Ward Wire-Work-Stunts,
die nachträglich digital optimiert wurden.
"Schliesslich muss er mit all diesen Angreifern fertig
werden, ohne eine Waffe abzufeuern", erklärt Ward.
"Es gibt nur den Kampf Mann-gegen-Mann. Und auch wenn Shaw
als Agent weiss, wie er zu reagieren hat, muss er erst mal mit
allem fertig werden, was ihm in die Quere kommt."
In die Quere kommt im Film auch ein Restaurant, zumindest jenem
Auto, dass die Filmemacher in das Lokal rasen liessen. "Das
war keine Papp-Maché-Attrappe", konstatiert Stuntkoordinator
Michael Scherer. Wir haben ein richtiges Lokal gebaut und echte
Menschen hineingesetzt.
Choreographierte Kämpfe
Weitere Actionszenen wurden von Scherer und Ward sorgfältig
geplant und choreographiert. Der Faktor Zeit stand dabei im Mittelpunkt.
"Der enorme Zeitdruck hielt uns alle zu genauer Einteilung
an", erinnert sich Scherer. "Dass Wesley Snipes so
viele seiner körperlich anspruchsvollen Szenen selbst ausführen
konnte, hat uns sehr geholfen."
Manchmal musste Snipes sogar an zu engagiertem Einsatz gehindert
werden. Oft genug jagte er Scherer kalte Schauer über den
Rücken. "Einmal stand Wesley selbst seelenruhig direkt
vor einem Müllaster, den ich über ihm zum Stehen bringen
sollte. Ich stieg aus und fragte: Hey, was machst du da? Und
er antwortete. Alles in Ordnung. Ich hab gesehen, wie du fahren
kannst. Das kriege ich schon hin."
Jeff Ward arbeitet mit Wesley Snipes schon seit zehn Jahren
zusammen. "Wir haben so ziemlich alle Arten von Martial
Arts, Stunts, Auto- und Motorradjagden schon zusammen trainiert.
Wesley hat einfach das Zeug dazu, ist gut ausgebildet und sehr
anpassungsfähig und deshalb nicht wirklich auf ein Double
angewiesen."
Weil Martial Arts eine so wichtige Rolle im Film spielen, standen
auch asiatische Kampfkunstexperten auf der Besetzungsliste. "Sie
sind schnell, präzise und ihre Bewegungsabläufe sind
einfach unglaublich", schwärmt Michael Scherer. "Schauspieler
und Stuntleute probten solange, bis sie die Bewegungen mit voller
Geschwindigkeit ausführen konnten, und ich meine wirklich
Full Speed."
Für die Perfektion der Kämpfe sorgte Jeff Ward: "Die
Kampfexperten stellen sich ja nicht einfach vor die Kamera und
tun wozu sie Lust haben", erklärt Scherer. "Jeff
musste die Bewegungsabläufe vorher entwerfen."
Der sechste Sinn des Regisseurs
Für Anne Archer hatten aber nicht nur die Kämpfer
physischen Stress zu ertragen. "Oft scheint mir die physische
Herausforderung für den Regisseur am grössten, den
Dreh lebend zu überstehen", meint sie belustigt. "Christian
hat mich in dieser Hinsicht sehr überrascht, weil er selber
unter diesem Druck niemals gestresst wirkte. Er blieb ziemlich
cool und war selbst dann nicht zu Kompromissen beim Dreh bereit,
als wir unter Zeitdruck gerieten. Er nahm sich die nötige
Zeit, um wirklich den Film zu drehen, den er sich vorgestellt
hatte. Daran kann man wohl die Jungs unter den Regisseuren von
den gestandenen Männern unterscheiden."
Die persönliche Vision seiner Filme erhält sich Duguay
nicht zuletzt, indem er einen grossen Teil der Kameraarbeit selbst
übernimmt: "Ich habe es ohne versucht, aber es fehlt
mir etwas, wenn ich nur auf einen Monitor starre. Ich arbeite
gerne gleichzeitig mit der Kamera und dem Schauspieler. Dann
hinke ich nicht ständig hinterher, sondern bin selbst immer
im Einklang mit der Darstellung. So kann ich sicher sein, dass
es auch direkt auf der Leinwand und damit beim Publikum ankommt."
Donald Sutherland sieht Duguays Beziehung zur Kamera wesentlich
organischer: "Ich habe eine Hand, ein Auge und eine Nase.
Christian hat eine Hand, ein Auge, eine Nase, und er hat eine
Kamera. Sie ist essentieller Bestandteil seines Körpers
und ein Teil seiner Seele. Sie bewegt sich mit ihm. Sein Stil
ist weniger ein Kamerastil als die direkte Umsetzung der Bilder
vor seinem inneren Auge."
Der so Gelobte sieht seine Methode eher als logische Entwicklung
seiner vorangegangenen Filme: "Von einem Film zum nächsten
versuche ich natürlich tiefer und tiefer in die Materie
einzudringen. Ich versuche meine Geschichten immer ausgefüllter
zu erzählen. Ich versuche die Geschichte mit der Kamera
"festzunageln", sodass jede einzelne Einstellung in
Interaktion mit der Geschichte steht. Ich glaube nicht, dass
die Zuschauer erkennen, welche fast akrobatischen Bewegungen
die Kamera in Art of War vollführt. Die Kameraarbeit
erscheint eher wie ein langes Ballett, das nach einer komplizierten
Choreographie Leute umkreist, die miteinander interagieren."
Wesley Snipes stimmt zu: "Yeah, die Leute werden beeindruckt
sein, dann macht es Boom und Christian explodiert und löst
sich in Nichts auf!"
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