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The 6th Day
Produktionsnotizen
Weißt du, wer du wirklich bist?
The 6th Day wurde in Vancouver, British Columbia, sowie
in der näheren Umgebung der kanadischen Metropole gedreht
und empfiehlt sich als Sciencefiction-Thriller, durch den sich
ein emotionaler Faden zieht. "Unsere Geschichte verteufelt
nicht die Wissenschaft, sondern warnt vor ihrem Missbrauch",
erklärt Produzent Jon Davison. "Es geht darum, was
passieren könnte, wenn eine bestimmte Technologie in die
falschen Hände gerät."
Eric Paquette, der die Projektentwicklung bei Phoenix Pictures
leitet, war der Erste, der Mike Medavoy, den Vorsitzenden der
Produktionsgesellschaft, auf das Drehbuch aufmerksam machte.
"Mich faszinierte diese Geschichte über jemanden, der
zur falschen Zeit am falschen Ort war und sich dadurch in einem
unsichtbaren Netz verfing", erzählt Medavoy. "Das
Drehbuch besaß Humor, Actionelemente und interessante Charaktere
- die richtigen Zutaten, denn genau nach einem solchen Film haben
wir gesucht."
Nachdem er das Skript gelesen hatte, informierte Medavoy sofort
Roger Spottiswoode, mit dem er schon für den Politthriller
Under Fire (1983) zusammengearbeitet hatte, und bat
ihn, die Regie zu übernehmen. Spottiswoode hatte gerade
die Inszenierung seines Bondfilms Tomorrow Never Dies
(James Bond - Der Morgen stirbt nie, 1997) abgeschlossen
und verstand sich in der Handhabung komplizierter Projekte. "Wir
brauchten jemand", erläutert Medavoy seine Wahl, "der
mit den Schauspielern und ihren Darstellungen sensibel umgehen
und doch zur selben Zeit auch ein Feldherr sein konnte. Diese
Qualitäten vereinten sich in Roger perfekt."
Als nächsten Schritt begann Medavoy, ein Team zusammenzustellen,
das einem Film mit riesigen Sets, Auto-Crashs, über 600
visuellen Effekten und vielem mehr gewachsen sein musste. So
rief er er seinen Freund Jon Davison an, der als Produzent unter
anderem die beiden Paul-Verhoeven-Projekte Starship Troopers
(1997) und RoboCop (1987) betreut hatte. "Ich wusste,
dass unser Film in puncto Produktionsablauf eine große
Herausforderung darstellen würde", erklärt Medavoy.
"Genau aus diesem Grund habe ich Jon engagiert. Er kennt
sich mit Spezialeffekten aus, weiß, was machbar ist, und
seinem Urteil vertraue ich. Und ich sollte Recht behalten, lief
doch unsere Produktion mit der Präzision eines Uhrwerks
ab."
Die Fiktion überholt die Realität
Im ursprünglichen Drehbuch des Autorenehepaars Cormac und
Marianne Wibberley war die Handlung von The 6th Day
etwa 20 bis 30 Jahre in der Zukunft angesiedelt. Das änderte
sich jedoch, als während der Vorproduktion immer mehr Geschichten
über Klonen in der Presse und im Internet für Schlagzeilen
sorgten. Etwa das erfolgreiche Klonen eines Affen durch die University
of Oregon, oder das mit 2,3 Millionen Dollar budgetierte und
"Missyplicity" benannte Projekt von Genetic Savings
and Clone, in dem ein Hund genetisch kopiert werden sollte, und
schließlich "The Soul Catcher", das Projekt von
British Telecom, in dem ein Computerchip, fähig, Erinnerungen
eines ganzen Lebens zu speichern, einem Neugeborenen bei der
Geburt eingepflanzt werden sollte.
Diese Vorhaben spiegelten geradezu unheimlich das Thema des
Wibberley-Skripts. In The 6th Day zeigen die Übertragung
von DNA und das Syncording (der Prozess, bei dem Gedanken und
Erinnerungen von Mensch oder Tier an einen Klon weitergegeben
werden) erstaunliche Parallelen zum "Soul Catcher"-Projekt,
während das Klonen des Hundes der Gibsons durch die darauf
spezialisierte Firma RePet große Ähnlichkeiten mit
dem "Missyplicity"-Projekt aufweist. So konnte die
Technologie mit der futuristischen Prämisse des Films nicht
nur Schritt halten, sondern sie sogar hinter sich lassen.
"Es war ein echtes Dilemma", gibt Spottiswoode zu,
"als wir erkannten, dass unsere Geschichte eher fünf
als zwanzig Jahre in der Zukunft ihren richtigen Platz hatte."
Schließlich gab der Regisseur als Ziel vor, ein plausibles
Szenario zu präsentieren, demzufolge Klonen nach eigenen
Worten in einer "sehr nahen und erkennbaren Zukunft"
möglich sei.
Auch nachdem die Hauptrolle des "Durchschnittsbürgers"
Adam Gibson an Superstar Arnold Schwarzenegger gegangen war,
sah Spottiswoode The 6th Day noch immer als kleines
Charakterdrama. "Genau das ist unser Film in seinem Kern",
erklärt der Regisseur. "Es geht um einen ganz normalen
Typen, der sich plötzlich in einer schrecklichen Misere
befindet. Adam Gibson hat das perfekte Leben: eine schöne
Frau und eine Tochter, die ihn beide lieben, einen aufregenden,
materiell und emotional befriedigenden Job sowie Werte, die ihm
ein sicheres charakterliches Fundament geben. Ein Superheld ist
Adam Gibson nicht. Als er aber mit der möglichen Zerstörung
seiner Familie konfrontiert wird, leistet er Heroisches, um sie
und sich zu retten."
"Arnold ist überlebensgroß", sagt Mike
Medavoy. "Es mag Stimmen geben, die ihm einen ganz normalen
Mann nicht zutrauen, aber hier gelingt es ihm mit seiner, meiner
Meinung nach, bislang besten darstellerischen Leistung. Er verleiht
seiner Figur wirkliches Herz, aber legt sie dennoch stark genug
an, mit einer solch gefährlichen Situation zurecht kommen
zu können. Und außerdem brachte er Humor in diesen
Charakter ein."
Schwarzenegger selbst interessierte sich für Adam Gibson,
weil "er eben nicht der typische Actionheld war, der von
Anfang an Knochen polierte und triumphierte." "Worum
es hier wirklich geht", erklärt Schwarzenegger, "ist
der Kampf eines ganz gewöhnlichen Mannes, der um seiner
selbst und seiner Familie willen zurückzuschlagen lernt
und dabei riskiert, so rücksichtslos wie seine Verfolger
zu werden."
Zur Vorbereitung auf seine Doppelrolle stellte Schwarzenegger
umfangreiche Recherchen über genetische Reproduktion an,
traf sich mit einigen der wissenschaftlichen Koryphäen zum
Thema Klonen wie auch mit Geschäftsleuten, die sich schon
clever Gedanken gemacht haben, wie die neue Technologie kommerziell
genutzt werden könnte. Wohl wissend, dass die meisten Menschen
dem Klonen sehr misstrauisch gegenüberstehen, glaubt Schwarzenegger,
dass sich die Bedenken mehr gegen genetische Manipulationen als
das Klonen selbst richten.
"Es verhält sich ähnlich wie mit dem Internet",
erklärt er. "Während die meisten Klonexperimente
die Verbesserung menschlichen Lebens im Auge haben, besteht immer
die Gefahr von Missbrauch und Korruption."
Schwarzenegger wunderte sich sehr, wie weit sich die Handlung
des Films mit den weltweiten Presse-Schlagzeilen deckte. Als
er und das Team erstmals über The 6th Day zu diskutieren
begannen, war Dolly, das Schaf, gerade geklont. "Als wir
in Produktion gingen", so Schwarzenegger, "war Klonen
längst nicht mehr auf diesen Einzelfall beschränkt.
Faszinierend, wie schnell sich die Dinge entwickelten, wie nahe
wir der Realität mit unserem Film kamen."
Was den Schauspieler weiterhin für The 6th Day
einnahm, war neben den gewohnten Zutaten eines typischen Schwarzenegger-Films,
den Autoverfolgungen, den Stunts, den aufregenden visuellen Effekten,
der Humor.
"Bei einem solch intensiven Projekt wie dem unseren",
betont Schwarzenegger, "braucht man unbedingt Entspannung
durch Humor, braucht man Momente, die gleichzeitig Druck nehmen
und unterhaltsam sind." In den Augen des Stars sorgten dafür
vor allem die Szenen mit der virtuellen Freundin und die Sim-Pal-Puppe,
die Gibson seiner Tochter schenken wollte.
Playgirls und Actionmänner
Hank, von Michael Rapaport gespielt, ist derjenige, der die
Dienste der virtuellen Freundin in Anspruch nimmt, einer holographischen
Schönheit, die jeden Wunsch erfüllt. Den optischen
Effekt erzeugte ein kompliziertes und zeitaufwändig erstelltes
Computerprogramm, das sich des Motion-Control-Verfahrens bediente.
Unter Benutzung einer Motion-Control-Kamera wurde jede Kamerabewegung
der visuell zu bearbeitenden Sequenz festgehalten und codiert.
Danach wurden die Aufnahmen auf einen Green Screen mit Jennifer
Gareis, der Darstellerin der virtuellen Freundin, projiziert,
schließlich zusammengesetzt und digital erweitert, wodurch
am Ende der holographische Effekt entsteht.
Die Sim-Pal-Puppe geht auf einen Einfall von Autor-Regisseur
John Sayles zurück. "John sah in einem Magazin eine
Anzeige, in der Puppen angeboten wurden, die wie das eigene Kind
aussehen konnten", erinnert sich Jon Davison, "und
schon war durch diese Anregung unsere Puppe geboren." Von
Amalgamated Dynamics gebaut, kann diese sehr menschlich wirkende
Puppe alles, wozu auch auch ein Kind fähig ist - vom Reden
bis hin zum Weinen.
Schwarzenegger selbst hatte weder einen Klon noch einen virtuellen
Helden, die ihm die schmutzige Arbeit abgenommen hätten.
Dafür bekannt, dass er viele seiner Stunts selbst auszuführen
pflegt, baumelte der Schauspieler unter anderem über einem
Abgrund und fuhr ein Auto steile Stufen hinab.
Eine Szene allerdings in einem Labor-Wassertank von Replacement
Technologies kostete ihn fast das Leben. In dieser Sequenz musste
sich Adam Gibson vor der Killerin Talia unter der Wasseroberfläche
verstecken, wobei er die dort hängenden Plastiksäcke
mit den Klonformen als Deckung und Tarnung benutzen sollte. In
Zusammenarbeit mit Stunt Koordinator Steve Davidson und einer
Unterwassercrew übte Schwarzenegger, ein exzellenter Schwimmer
und Taucher, die Szene mehrfach mit Schutzbrille und Sauerstoffflasche
ein. Bei diesen Proben hatte er gute Sicht, konnte sich Bezugspunkte
merken, um bei laufenden Kameras dann seine Markierungen einhalten
zu können. Sobald er sich sicher fühlte, probte er
die Szene ein weiteres Mal, allerdings ohne Tauchausrüstung.
"In einem Wassertank zu drehen, ist immer schwierig",
erklärt Schwarzenegger, "denn man muss mit dem Unerwarteten
zurechtkommen. Und obwohl ich gründlich vorbereitet war,
bekam ich erhebliche Probleme."
Sobald Schwarzenegger ohne die Schutzbrille ins Wasser tauchte,
konnte er plötzlich nichts mehr sehen, weil seine Augen
von den Chemikalien gereizt wurden und das Wasser sehr milchig
geworden war. Er versuchte, seine Orientierung wiederzufinden,
verlor aber immer mehr Sauerstoff und schwamm nach oben, um seine
Lungen wieder mit Luft zu füllen, doch die rettende Tanköffnung
war nicht dort, wo er sie suchte.
"Ich war am falschen Ort, fast ohne Sauerstoff, konnte
nicht aus dem Wasser heraus und hatte jede Orientierung verloren",
erinnert sich Schwarzenegger. Plötzlich griff eine Hand
nach ihm und brachte ihn in Sicherheit. "Einer der Taucher
erkannte meine prekäre Lage", fährt Schwarzenegger
fort, und zog mich nach hinten weg. Erst da wurde mir bewusst,
wie desorientiert ich gewesen war."
Mit seinem unermüdlichen Elan und seiner Arbeitsmoral verdiente
sich Schwarzenegger Respekt und Anerkennung von Kollegen und
Crewmitgliedern. "Arnold ist einzigartig", schwärmt
Wendy Crewson, die im Film seine Frau Natalie spielt. "Er
arbeitet hart, ist großzügig, witzig, smart - und
das nicht nur als Kollege, sondern auch als Produzent."
In der Tat übernahm Schwarzenegger nicht nur im Film, sondern
auch am Set, als Darsteller und Produzent, zwei Rollen. "Er
denkt und verhält sich absolut uneigennützig",
ergänzt Regisseur Spottiswoode, "konzentriert sich
auf den Gesamteindruck des Films, ob er als Einheit funktioniert,
während die Größe seiner Rolle oder die Anzahl
möglicher Close-Ups nahezu bedeutungslos werden. Er interessiert
sich mehr für die anderen Figuren, ob sie präzise genug
beschrieben sind und als Charaktere überzeugen."
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